Gestern sind wir im Sakftafell Nationalpark im Süden Islands angekommen. Nachdem wir im Abendlicht noch eine kurze Wanderung zu einer Gletscherzunge unternommen haben steht heute eine längere Rundwanderung durch den Skaftafell-Nationalpark auf unserem Programm. Wir brechen einigermaßen zeitig auf, da wir den ersten Höhepunkt – den Svartifoss – noch vor dem ersten größeren Ansturm an Wanderern erreichen wollen. Wie sich im Laufe des Tages herausstellen sollte, waren an diesem Tag aber eh nur eine Handvoll Wanderer unterwegs.
Die Felsformationen rund um dem Wasserfall sind beeindruckend. Die acht-eckigen Säulen aus Stein sind charakteristisch für erkaltete Lava. Island ist landschaftlich dank seines Vulkanismus einfach einmalig.
Unsere Tour führt uns weiter bergaufwärts. Auf einem ersten Plateau stoppen wir und wollen die Aussicht auf das Meer genießen. Als wir uns umdrehen müssen wir feststellen, dass wir vom Meer nicht viel sehen. Statt dessen kommt eine dicke Wolkenwand auf uns zu. Und: sie bringt Regen mit sich.
Kurzzeitig überlegen wir, ob wir weitergehen oder umdrehen sollen. Aber gut ausgestattet mit Regenhosen und Co fühlen wir uns jedem Wetter gewappnet und gehen den Weg weiter.
Kurz vor dem ersten Aussichtspunkt auf den ersten Gletscherarm zieht es zu und beginnt heftig zu regnen. Innerhalb kurzer Zeit ist die Sicht so schlecht, dass wir die nächste Wegmarkierung nicht mehr erkennen können. Nun verstehen wir zum ersten Mal, warum ein GPS-Gerät sehr hilfreich sein kann… Für einen kurzen Moment reißen die Wolken auf und wir sehe die weit unter uns liegende Gletscherzunge.
Dann ziehen die Wolken wieder zu. Wir entschließen uns zur Umkehr und folgen dank der Trackback-Funktion dem Weg bergabwärts.
Auf dem Weg zurück kommt uns eine Reisegruppe mit einem einheimischen Guide entgegen – kurzerhand fragen wir, ob wir uns der Tour anschließen dürfen, bis die Sicht wieder besser wird. Der Guide ist super nett und erklärt uns, dass er die Tour mehrmals die Woche geht. Also folgen wir der Gruppe wieder hinauf Richtung Gipfel. Es hat sich mittlerweile eingeregnet. Aber irgendwie ist auch das ein Erlebnis. Die Gruppe ist lustig und der Guide erzählt viel über den Gletscher, den Nationalpark und das Wetter. Wir steigen über kleine Wasserläufe, über Eis- und Schneefelder. Weiter oben am Berg wird die Sicht wieder besser, die Wolken ziehen sich langsam zurück. Wir sehen zum ersten Mal, wie hoch oben wir bereits sind und in was für einer unglaublichen Landschaft wir uns bewegen.
Einige Zeit später trennen wir uns von der Gruppe, die noch über den Gipfel geht. Wir entscheiden uns für die Abkürzung, gehen unten herum und überqueren nochmals einen doch etwas größeren und dank des Regens strömenden Wasserlauf. Mittlerweile hat meine Regenjacke nachgegeben und lässt Wasser durch. Mein Pulli fühlt sich immer schwerer an. Bei so einem Wetter und andauerndem Regen ist es dann auch klar, warum wir ein paar Tage darauf beim Kauf einer neuen Regenjacke als erstes nach der Wassersäule gefragt wurden, welche die neue Regenjacke aushalten sollte…
Gegen Ende der Wanderung klart es immer mehr auf. Die Ausblick auf weitere Gletscherarme belohnen für die Tour. Und lassen den Regen schnell vergessen. Wir genießen bei etwas nachlassendem Regen die Ruhe und Mächtigkeit des Bergs.
Nach einem Picknick im Stehen machen wir uns auf zum Abstieg. Nach gut 8 Stunden im Regen und einigen Höhenmetern kommen wir wieder am Parkplatz an. Wir beneiden die Touristen, die hier campen nicht und freuen uns auf unsere trockene Unterkunft.
Nach einer warmen Dusche und etwas zu Essen lassen wir den Abend auf der Terrasse ausklingen – ja, richtig: Es hat aufgehört zu regnen und die Sonne ist herausgekommen. In Island weiß man einfach nie, was das Wetter macht. Jeder Tag ist spannend und man ist besser immer für alle Eventualiäten ausgerüstet bzw. angezogen.