Selten hatten wir zwischen zwei Reisen einen so krassen Temperatur-Unterschied innerhalb kurzer Zeit wie zwischen Lappland und Dubai. Irgendwie fühlt es sich noch unwirklich an, als wir im Auto Richtung Abu Dhabi sitzen: Vor wenigen Wochen sind wir noch nachts bei -30 Grad auf einem zugefrorenen finnischen See gestanden und haben Polarlichter fotografiert. Nun fahren wir durch die Wüste, bei annähernd +30 Grad, und sind gespannt, was die nächsten Tage für uns bereit halten werden. Wir wollen mehr sehen als die üblichen aus Dubai Shopping Malls, Luxushotels und Hochhäuser. Deswegen haben wir uns ein Auto genommen, fahren zuerst nach Abu Dhabi danach in das Emirat Sharjah und am Ende für ein paar Tage wieder zurück nach Dubai. Denn irgendwie haben die Shopping Malls, Luxushotels und Hochhäuser ja doch einen gewissen Reiz.
Im ersten Teil unserer Serie über den Dubai-Trip zeigen wir euch, was wir in Abu Dhabi und Sharjah erlebt haben. Der zweite Teil fokussiert sich dann mehr auf unsere Zeit in Dubai.
Abu Dhabi – Glitzernd, elegant, futuristisch
Es ist Nachts um 23 Uhr, wir sind gerade in Dubai gelandet. Der Flughafen ist noch im Hochbetrieb und wir wollen eigentlich nur noch unsere Koffer vom Band abholen und dann in’s Hotel. Das Hotel liegt gleich neben dem Flughafen. So laufen wir die ca 10 Minuten, merken aber sehr schnell, dass die Stadt nicht wirklich für Fußgänger gemacht ist. Es gibt kaum Fußwege, kaum Beschilderung und einmal ziehen wir, als Alternative zur mehrspurigen Straße, unsere Koffer quer durch eine Wiese (den Spuren nach zu urteilen waren wir hier auch nicht die ersten).
Am nächsten Morgen nehmen wir am Flughafen einen Mietwagen an und flitzen damit hinaus auf die vielspurigen Straßen. Autofahren in Dubai ist gut machbar, sofern man mit 8+ spurigen Straßen, spontanen Spurwechseln und Überholmanövern von links und von rechts klar kommt. Mit einem kreativen Fahrenstil und einem guten Navi finden wir unseren Weg durch die vielen Abzweigungen, Autobahnkreuze und manchmal nicht ganz so eindeutigen Fahrspuren. Den Carrefour, welcher eigentlich unser Ziel war, finden wir aufgrund einer falschen Abzweigung zwar nicht, statt dessen bietet uns unser Navi der Wahl direkt den nächsten Carrefour an. In einem ägyptisch angehauchten Gebäude-Komplex. Wie wir später herausfinden war dies der erste Themenkomplex in Dubai. Passenderweise inspiriert vom alten Ägypten. Komplett mit Hotel, Shopping Malls und Restaurants.
Ein kleiner Fun Fact am Rande zum Straßenverkehr in Dubai: Hier darf man 20 km/h schneller fahren als das Tempolimit auf den Straßenschildern vorgibt. In den anderen Emiraten hingegen gilt diese flexible Fahrweise jedoch nicht. Insofern: Augen auf bei der Fahrt nach Abu Dhabi um nicht die Grenze zwischen Dubai und Abu Dhabi zu übersehen und dann unglücklicherweise 20 km(h zu schnell zu sein. Oder eine Taktik anwenden, welche sich schon in vielen Ländern bewährt hat: Einfach im Verkehr mitschwimmen und die Augen offen halten.
Unser Ziel für heute ist Abu Dhabi. Nachdem wir die Hochhäuser von Dubai hinter uns gelassen haben, wird die Fahrt etwas eintöniger. Trotz allem vergeht die Stunde auf der Autobahn wie im Flug. Die Scheich-Zayid-Moschee liegt etwas außerhalb und ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten hier in Abu Dhabi. Und eine der wenigen Moscheen, welche man auch als Gläubiger einer anderen Religion recht unkompliziert besichtigen kann. Das Gebäude beeindruckt mit seiner Größe, seiner Eleganz und den vielen ausgeschmückten Details. Es ist viel los, aber die Besucher verteilen sich in den Gängen sehr gut, sodass man vom großen Innenhof trotz allem schöne Bilder machen kann. Lediglich die Pfleger, welche mit ihren Wischmops synchron wie an der Schnut gezogen durch den Innenhof wischen, damit der weiße Marmor in der Sonne immer so kräftig strahlt, stören die Anmutung ein wenig … oder sie sind das auflockernde Stilelement in den Bildern.
Die Kleiderordnung ist unerwartet entspannt. Weite, lange Hosen (Knöchel bedeckt), weites Langarmshirt oder Bluse und ein Tuch, welches die Haare komplett bedeckt sind ausreichend für Frauen. Herren tragen lange Hosen und T-Shirt.
Den Sonnenuntergang können wir hier nicht mehr abwarten, den haben wir für eine Aussicht aus dem 74 Stockwerk vorgesehen und so fahren wir nach einer kleinen Stärkung weiter nach Down Town Abu Dhabi.
Rückblick in die Reiseplanung: Nach etwas Hin und Her in der Vorbereitung und einem erfolglosen Stornierungsversuch, verbringen wir unsere Zeit in Abu Dhabi im Hotel Conrad Abu Dhabi. Einer der Vorteile dieses 5-Sterne-Hotels: Kostenloser und unbegrenzter Zugang zur Aussichtsplatform im 74. Stock eines der beiden Hoteltürme. Nachdem wir den Concierge am Empfang davon überzeugen konnten, dass wir unser Auto gerne selber in die Tiefgarage fahren würden, können wir uns ein breites Grinsen bei der Parkplatzsuche nicht verkneifen. In einem Teil der Filmreihe „Fast & Furious“ findet eine Verfolgungsjagd mit Autos durch die beiden Hochhaustürme statt, in denen sich unser Hotel befindet. Inklusive einem spektakulären Sprung eines der Fahrzeuge vom einen Hotelturm in den zweiten. Entsprechend stehen in der Tiefgarage einige Autos, die direkt aus den Filmen zu stammen scheinen.
Nachdem die Sonne untergegangen ist wollen wir noch die Gegend um das Hotel herum erkunden. Eine sehr noble Gegend. Die anderen dominierenden Gebäudekomplexe in diesem aus dem Meer aufgeschütteten Teil Abu Dhabis sind der Präsidentenpalast Qasr Al-Watan und das 7-Sterne-Hotel Emirates Palace mit seiner beeindruckenden Parkanlage. Den Präsidentenpalast wollen wir uns morgen genauer ansehen (die abendliche Lightshow haben wir knapp verpasst), das Emirates Palace bietet jedoch vorzügliche Abendunterhaltung. Die Eingangshalle erschlägt seine Besucher beim ersten Anblick durch die schiere Größe der Kuppel und den dezenten Goldschmuck (wie wir am nächsten Tag sehen werden, geht da noch mehr … im Präsidentenpalast). Wir sehen dem bunten Treiben am Eingang eine ganze Weile zu. Nach Einbruch der Dunkelheit darf im Ramadan wieder gegessen und getrunken werden. Viele der Gäste kommen wahrscheinlich deswegen hier in’s Hotel. Wir staunen über die an- und abfahrenden Autos (wenn man so will sind die Fahrzeuge auch eher im 7-Sterne-Segment angesiedelt) und genießen den Blick auf die Hochhäuser rund um unser Hotel. Eine komplett andere Welt, die sich hier abspielt. Aber irgendwie auch spannend, dies einmal miterleben zu können. Und so gehen wir erst wieder zurück, als das Treiben vor dem Emirates Palace gegen Mitternacht etwas nach lässt. Und legen uns in unser 5-Sterne Bett … man braucht ja noch Luft nach oben.
Der nächste Tag beginnt mit einem Frühstück, wie wir es noch selten genießen durften. Das Buffet bietet eine unglaubliche Auswahl, eingeteilt nach unterschiedlichsten Kriterien wie Religion, Allergien, sonstige Vorlieben. Wir frühstücken mit Blick auf’s Meer und aufgeschüttete Inseln, auf denen gerade die ersten Häuser gebaut werden. Und auf einen Pool, dem wir nicht widerstehen können. Und das will was heißen. Wir haben auf unseren Reisen der letzten Jahre schon viele Pools verschmäht, aber dieser hier, den kann man einfach nicht verschmähen. Wir checken kurz, wie die Chancen für einen Late Checkout stehen … und springen dann in den Pool.
Irgendwann läuft auch der Late-Checkout in seinen Timeout. Und außerdem wollen wir von Abu Dhabi ja noch mehr sehen. Etwas hin und her gerissen sind wir ja zugegebenermaßen schon, ob der Präsidentenpalast einen Besuch wert ist oder doch eher das Louvre. Wir geben dem Palast den Vorzug und haben uns danach gedacht: „Wären wir doch lieber zum Louvre gefahren“. Das Palast-Erlebnis beginnt mit einer Fahrt in kleinen, engen und voll gestopften Bussen vom Eingang des Geländes bis hin zum Palast. Den Park an sich kann man nur vom Bus aus bewundern. Die Kleidungsvorschriften ähneln denen der Moschee, nur dass man hier eher an einem sehr, sehr touristischen Ort ist. Der Palast mag durch seine Größe und die Goldverzierungen durchaus beeindruckend und wertvoll erscheinen. Ihm fehlt jedoch unserer Meinung nach Charme, Eleganz, liebevolle Details. Er ist einfach nur groß.
Mit dieser Erkenntnis verlassen wir Abu Dhabi wieder, behalten es aber doch in guter Erinnerung. Unser Hotel und der Abend vor dem Emirates Palace waren definitiv etwas Besonderes. Das Louvre lassen wir aus Zeitgründen links liegen und auch zum Yas Marina Racing Circuit kommen wir leider etwas zu spät. Das Qualifikationsrennen, welches für den Tag angesetzt war ist bereits beendet, die Rennstrecke wirkt nun sehr verlassen und einsam. End so fahren wir nur kurz an der Strecke entlang, werfen einen hastigen Blick auf die Start / Zielgerade und machen uns dann wieder auf den Weg zurück nach Dubai.
Stop Over in Dubai
Bei einem Stopp Over in Dubai denken viele wohl an eine kleine Pause zwischen zwei Langstreckenflügen. Bei uns ist es eine Nacht in Dubai bevor wir am nächsten Tag weiter fahren in das Emirat Sharjah. Wir beziehen allerdings schon mal unser Hotel für die nächsten Nächte.
Die Auswahl des Hotels in Dubai war, zugegebenermaßen, wieder durch die Aussicht vom obersten Stockwerk geleitet. Die Wahl fiel auf das Sheraton Four Points, da man von der Dachterrasse einen traumhaften Blick auf die Sheikh Zayed Road hat. Fast so gut, wie etwas weiter vorne von der Terrasse des Shangri-La-Hotels. Deren Zugang etwas schwerer zu bekommen ist, aber dazu im zweiten Teil unseres Dubai-Trips etwas mehr.
Die Check-In-Prozedur bringen wir schnell hinter uns, mit einer ähnlichen Diskussion zum Thema Valet-Parking wie am letzten Abend in Abu Dhabi. Aber auch hier konnten wir den Concierge davon überzeugen, dass wir durchaus in der Lage sind, ein Auto in einem Parkhaus abzustellen. Auch wenn er dieses Mal (mit)fahren wollte. Jedenfalls waren wir pünktlich zum Sonnenuntergang auf der Dachterrasse. Und er hat nicht enttäuscht.
Das Timing für den Sonnenuntergang auf der Dachterrasse hat perfekt gepasst. Nun waren wir noch etwas hungrig. Die Dubai Mall liegt lediglich zwei Metro-Stationen entfernt. Praktischerweise direkt neben dem Burj Khalifa und der Brunnenshow. Wir besorgen uns also fix ein 7-Tages-Ticket für die Metro in Dubai und fahren die zwei Stationen bis zur Dubai Mall. Normalerweise eine Entferung, welche wir eher zu Fuß gehen würden, in Dubai müssten wir für die knapp einen Kilometer Luftlinie einen Umweg von gut 3-4 km laufen. Und dazu knurrt uns doch schon zu sehr der Magen.
Den restlichen Teil des Abends verbringen wir deswegen auf der Suche nach einem leckeren Abendessen in der Dubai Mall. Bei dieser Gelegenheit können wir gleich die berühmte Brunnen- und Lichtshow am Burj Khalifa miterleben. Dazu in einem späteren Beitrag noch etwas mehr Infos.
Am nächsten Tag machen wir uns früh morgens auf den Weg nach Sharjah. Mit einem kleinen Schlenker zum Mercedes Benz Brand Design Center. Hier ist vor Kurzem die Konzeptstudio Mercedes Vision EQXX angekommen nach ihrer Fahrt von Riad, Saudi Arabien hier nach Dubai. Nach einem kurzen Check der Verkäufer und einer Erklärung unsererseits, dass wir nicht beabsichtigen den EQXX zu kaufen sondern ihn lediglich einmal sehen wollen wird schnell klar, dass sich der Prototyp wohl schon wieder auf dem Weg zurück nach Deutschland befindet. Wohlverpackt in einem Container.
Wir sehen uns noch die umstehenden Mercedes-Modelle an, bewundern das Maybach SUV welches auf einem Abschleppwagen, in diesem Fall wohl eher ein Transportwagen, potentiell zu einem Käufer gefahren wird und machen uns dann selber auf den Weg nach Sharjah.
Zu den Autos in Dubai werden wir sicherlich im zweiten Teil unserer Dubai-Reise noch ein paar Worte verlieren. Nur soviel: Es ist schlichtweg beeindruckend, welche Modelle hier über die Straßen flitzen. Und es erklärt sich auch von selbst, warum beim Mercedes Brand Design Center keine A-Klasse zu finden war. Nicht mal die AMG-Version davon. Die G-Klasse scheint dagegen recht beliebt zu sein … auch wenn vermutlich die wenigsten Modelle davon jemals in einem Terrain unterwegs sein werden, welche sie auch nur annähernd an ihre Grenzen bringen würde.
Sharjah und das House of Wisdom
Der Übergang von Dubai nach Sharjah ist nahezu fließend. Sharjah ist ein traditionelleres Emirat, welches nicht so sehr auf Tourismus setzt sondern eher auf Wissenschaft und Forschung. Es gibt eine große Universität, Forschungsprogramme für Weltraumaktivitäten und das „House of Wisdom“. Dies ist auch unser erstes Ziel, eine Bibliothek welche erst vor Kurzem fertig gestellt wurde, als Sharjah den Titel „Welthauptstadt des Buchs“ für im Jahr 2019 tragen durfte. Vor der Bibliothek steht eine filigran geformte, mehrere Meter hohe Skulptur die an eine aufgerollte Papyrus-Rolle erinnern soll. Im innern der Bibliothek befinden sich grüne Innenhöfe, schicke halbtransparente Displays welche Geschichten aus der Vergangenheit erzählen und viele gemütlich eingerichtete Leseecken. Das Treppenhaus erinnert uns an die Bibliothek in Helsinki, welche wir erst vor ein paar Wochen besucht haben: Eine Wendeltreppe mit schwarz angemalten Wänden. Alles wirkt sehr edel und hochwertig. Eine der Überraschungen dieses Trips.
Zwei Moscheen sind uns bei der Vorbereitung der Reise in’s Auge gestochen. Natürlich die Sheik Zayed Moschee in Abu Dhabi, aber auch die Sharjah Moschee, welche wenig idyllisch an einem Autobahnkreuz liegt. Von dem man aber nichts mehr mitbekommt, wenn man durch den Park schlendert oder über den großen Platz vor der Moschee. Es ist Nachmittag, die Sonne brennt und es sind so gut wie keine Menschen hier unterwegs. Vermutlich auch wegen des Ramadan. Wir schlendern durch den Park, bestaunen die Springbrunnen und den makellosen grünen Rasen (um den Park herum befindet sich größtenteils Wüste) und überlegen uns, ob wir auch einen kurzen Blick durch die geöffneten Türen in’s Innere der Moschee werfen können. Wir sind dann aber doch sehr zurück haltend, da es sich hier laut Reiseführer nicht um eine der Moscheen handelt, welche Nicht-Muslime betreten sollten. Wir respektieren dies, genießen das filigrane Bauwerkt mit den zahlreichen Kuppeln von außen und machen uns dann auf den Weg in die Wüste.
Für eine „richtige“ Wüste hat uns leider die Zeit gefehlt. In Abu Dhabi gibt es das „Empty Quarter“, das verlassene Viertel. Eine Landschaft aus Sanddünen an der Grenze zu Saudi Arabien. Für ein klein wenig Wüste reicht uns aber auch die Zeit hier in Sharjah.
Wir fahren Richtung Oman, biegen bald von der großen Straße ab und schlängeln uns auf kleinen Straßen den Bergen entgegen. Langsam werden die Ortschaften spärlicher und irgendwann entdecken wir die ersten Dromedare am Straßenrand. Und gleich darauf ein Dromedar im Kreisverkehr. Steht dort seelenruhig, schaut den (wenigen) vorbei fahrenden Autos hinterher und überlegt sich dabei vielleicht gerade, wo es wohl den nächsten leckeren Grasbüschel geben mag. Die Landschaft wird karg und unwirklich. Ziegen laufen auf einer mehrspurigen Straße vor uns her. Wir kommen wieder durch kleinere Ortschaften, die lediglich aus einer Durchgangsstraße bestehen, an denen sich ein paar Häuser und Geschäfte aufreihen. Lediglich eine gute Stunde von Dubai entfernt und doch schon eine andere Welt. Der Ausflug in dieses Emirat ist letztendlich das, was uns am meisten von dieser Reise in Erinnerung bleiben wird.
Es ist so langsam an der Zeit, dass wir uns wieder auf den Weg zurück nach Dubai machen. Zwischendurch fahren wir noch durch einen kleinen Sandsturm, bei dem leichte entwurzelte Büsche und Äste über die Straße geweht werden. Die Sicht ist schlecht, der Wind kommt direkt von der Seite und wir fühlen uns kurz wie in einem Jump-N-Run aus den Neunziger Jahren bei dem man mit seinem Auto Hindernissen ausweichen muss, welche von links und rechts auf die Straße geworfen werden. Wir überstehen das Level erfolgreich und geben abends unseren Mietwagen unversehrt am Flughafen in Dubai ab.
Unsere Erlebnisse der nächsten Tage in Dubai beschreiben wir in einem folgenden Artikel.