Das Jahr 2019 hatte es anfangs nicht leicht. Die Erinnerungen an das vergangene Jahr waren noch so frisch und immer präsent. Die eiskalten Nächte auf den Lofoten unter tanzenden Polarlichtern. Oder die extrem filigranen Tempel, die Alpen im goldenen Herbstlaub und die riesigen Städte Japans. Konnte es da noch eine Steigerung geben? Wir waren skeptisch. Und wir taten unser Bestes, dass die Reisen und die Erlebnisse von 2019 auch mindestens genauso lange in unseren Köpfen bleiben werden wie die des letzten Jahres. Und um eine gute Ausgangsbasis zu legen haben wir im neuen Jahr gleich früh mit dem Reisen angefangen. Sehr früh …
Madeira
Neujahr, 1. Januar, morgens um 7 Uhr an einem Flughafen im Süden Deutschlands. Die Silvesternacht war sehr kurz, um 8 Uhr geht unser Flieger und zu unserer Verwunderung sind doch schon recht viele Menschen unterwegs. Der Anzeige mit den Abflügen nach zu urteilen zieht es die meisten Passagiere in den warmen Süden, auf irgendwelche Inseln im Atlantik. Wir machen da keine Ausnahme. Unser Ziel: Madeira.
Wir verbringen ein paar Tage an der rauhen Nordküste, die größtenteils aus steil abfallenden Berghängen besteht. Wo es die Landschaft erlaubt, befinden sich kleine Örtchen. Die Küstenstraße an sich ist schon ein Erlebnis so wie sie sich an den Berghängen entlang schlängelt.
Die zweite Hälfte unserer Reise verbringen wir dann auf der Südseite der Insel. Wobei: Die Insel ist so klein, dass man problemlos in kurzer Zeit auch mal von der südlichen Hälfte zur Nordküste fahren kann.
Für die Strände ist es im Januar noch ein wenig zu kalt. Aber vor allem im Landesinneren kann man bei den Temperaturen schon wunderbar wandern. Unsere schönsten Ziele? Sind allesamt sicherlich keine Geheimtipps. Aber das Panorama vom Pico Ruivo im Inneren der Insel war beeindruckend, die Wanderung im Osten Madeiras vom Punto San Lorenzo hinaus auf die Landzunge in der abendlichen Dämmerung (wo die meisten Wanderer schon wieder auf dem Rückweg waren als wir losgelaufen sind und wir die Landzunge irgendwann für uns hatten) oder die Wanderung entlang der Levadas zum Risco Wasserfall und zu den 25 Fontes würden wir jederzeit wieder machen.
Unser absolutes Highlight: Der Sonnenuntergang auf dem Pico do Arieiro. Den ganzen Tag über sind wir in Wolken und Nebel unterwegs gewesen. Kurz bevor wir am Gipfel des Pico do Arieiro ankommen sind wir über den Wolken. Die Sonne strahl von einem fast wolkenlosen Himmel, die Landschaft unter uns ist fast komplett in Wolken bedeckt und je nachdem, wie der Wind gerade weht, tauchen mal mehr, mal weniger Bergspitzen aus dem Wolkenmeer auf. Wir bleiben eine ganze Weile auf dem Gipfel, bis die Sonne hinter den Wolken versinkt. Das war definitiv einer der beeindruckendsten Sonnenuntergänge, die wir bisher erleben konnten. Und nach einem ganzen Tag, an dem wir die Sonne kein einziges Mal gesehen haben, war es eine wunderbare Überraschung zum Abschluss des Tages und auch unserer Reise nach Madeira.
Berlin
Das Oster-Wochenende wollten wir nutzen, um ein bisschen raus zu kommen, aber auch nicht allzu weit zu fliegen. Immerhin hatte sich zu diesem Zeitpunkt die Planung für die nächsten Reisen im Jahr schon soweit konkretisiert, dass wir im Herbst noch einen eher längeren Tripp unternehmen werden. Nach ein bisschen Hin und Her und dem Aussortieren der üblichen verdächtigen Reiseziele für Städtereisen haben wir uns dann für Berlin entschieden. Und es wurden ein paar wundervolle, sonnige Frühlingstage in Deutschlands Hauptstadt.
Die Lust stand uns bei diesem Städtetrip nicht so sehr nach Sightseeing, sondern eher nach ein bisschen gemütlichem Rumschlendern, mal in’s Musical gehen und einfach die Zeit genießen. Also, ein eher untypischer Urlaub für uns.
So ein klein bisschen Programm stand dann aber doch noch auf dem Plan. Schloss Charlottenburg wollten wir uns schon länger mal ansehen. Ein Sonnenuntergang auf einer Dachterrasse am Alexanderplatz mit Fernsehturm im Vordergrund stand schon lange auf unserer Berlin-To-Do-Liste und Potsdam mit dem Schloss Sanssouci durfte natürlich auch nicht fehlen.
Tschechien
Eine Familienangelegenheit führte uns in den Osten Tschechiens, in die Region Mähren. In vergangenen Zeiten war dies eine recht wohlhabende Region, hauptsächlich wegen ihrer Rolle in der K&K-Zeit und wegen der Industrialisierung Mitte des letzten Jahrhunderts. Nach dem Niedergang großer Teile der Industrien geriet das Gebiet an der Grenze zu Polen etwas in Vergessenheit. In den letzten Jahren erlebt es allerdings wieder etwas mehr Aufwind, auch durch den Tourismus. An die Zeiten der Industrialisierung erinnern noch zahlreiche Fabrikanlagen, die teils verlassen, teils noch in Betrieb verteilt über die ganze Region stehen. Es gibt hauptsächlich kleine Dörfer und Städte, die nächste größere Stadt ist Olmütz. Sie ist Sitz eines Erzbistums und beheimatet die zweitälteste Universität Tschechiens. Dementsprechend lebhaft geht es dort zu, mit zahlreichen kleinen Kneipen und Cafés. Viele historische Gebäude sind in den letzten Jahren sehr schön renoviert worden. Die Bekanntesten unter ihnen dürften der Wenzelsdom, die Dreifaltigkeitssäule auf dem Rathausplatz und das Rathaus selbst sein.
In der Gegend gibt es darüber hinaus noch einige sehr schöne Weltkulturerbe-Stätten, wie z.B. die Altstadt und die Kirchen von Kutná Hora oder die Kirchen und Schlösser von Litomyšl.
Die Region östlich von Prag bis hin zur polnischen Grenze hätte noch einiges mehr zu bieten gehabt. Unsere Zeit war aber leider sehr begrenzt, aber die Region ist sicherlich eine der von uns am meisten unterschätzten Reiseziele und wir werden hier bestimmt nochmals hierhin zurück kehren.
Vinschgau
Bevor es uns wieder in den hohen Norden zieht, wollten wir noch einmal raus in die Berge und Sonne tanken. Das Wetter in Deutschland war gerade etwas nass und kalt, Besserung war so schnell nicht in Sicht und so fuhren wir auf die Alpen-Südseite in’s Vinschgau. Wir hatten spontan ein nettes Appartment in der Nähe von Naturns gefunden, einer Gegend, durch die wir bisher nur durch gefahren sind. Wegen des langen Winters waren die Tracks in größeren Höhen noch nicht begehbar und so suchten wir uns rund um Naturns ein paar Routen, die noch unterhalb der Schneegrenze verliefen. Und die Auswahl war größer, als wir zunächst gedacht haben. Im Schnalstal gibt es einige schöne, auch einsame Touren. Der Meraner Höhenweg mit wunderbaren Ausblicken beginnt in Katharinenberg und führt uns zurück aus dem Tal heraus Richtung Vinschgau. Bei Naturns kommt einer der zahlreichen Waalwege Südtirols vorbei, den man auch mit einem kleinen Abstecher zum Partschinser Wasserfall kombinieren kann. Und in Vorderkaser startet eine gemütliche Tour durch’s Pfossental zum Eishof in der Texelgruppe. Hier kommen wir dem Schnee nochmals ganz nah, bevor wir dann wieder nach Hause fahren.
Der nächste Urlaub steht schon vor der Tür. In ein paar Tagen steigen wir in den Flieger Richtung Schweden. Und mit den Faröer Inseln und Neuseeland warten noch zwei Reiseziele mit beeindruckenden Naturlandschaften auf uns. Es verspricht eine spannende und intensive zweite Jahreshälfte zu werden. Mit einem zweiten Frühling, im Herbst. Mehr dazu im zweiten Teil unseres Jahresrückblicks.