Als wir abends an der Rezeption unserer Unterkunft in Lermoss ankommen fragt uns der Inhaber, ob wir auch wegen der Feuer gekommen sind. Feuer? Welche Feuer? Es dauert einen kurzen Moment, bis wir auf die Johannisnacht und Feuer am Berg kommen. Rund um Ehrwald und Lermoos werden nach Einbruch der Dunkelheit allerdings nicht einfach „nur“ große Lagerfeuer am Berg entfacht, sondern Figuren und Symbole zum Leuchten gebracht. Stolz erzählt er uns auch noch, dass die Bergfeuer in Ehrwald seit einigen Jahren zum immateriellen Weltkulturerbe der Unesco gehören. Jetzt sind wir doch schon sehr darauf gespannt, die Feuer werden in der morgigen Nacht entzündet. Davor steht allerdings noch eine Wanderung zum Seebensee und zur Coburger Hütte auf dem Plan, eine Tour, die wir schon lange einmal machen wollten, aber durch unsere „normale“ Reiserei kam’s bisher irgendwie nie dazu.
Sonnenuntergang am Plansee
Das Wetter ist schön, wir checken noch schnell in unser Apartment ein und Mitte Juni ist es ja lange hell. Somit haben wir noch genug Zeit für eine kurze Sonnenuntergangs-Wanderung am Plansee
Seebensee und Coburger Hütte
Es ist morgens halb neun Uhr an der Talstation der Ehrwalder Bergbahn. Der Parkplatz ist so gut wie leer. Wir binden unsere Wanderschuhe, packen noch ein paar letzte Sachen in unseren Rucksack und los geht’s.
Zunächst gehen wir hoch in Richtung Ehrwalder Alm. Der Schotterweg geht stetig bergan, vorbei an wunderbaren, bunten Blumenwiesen. Lila, gelb, weiß und rosa, die Farben schimmern in der Sonne. In der Ferne hört man das Rauschen eines Wasserfalls. Der Schotter knirscht unter unseren Füßen, ab und an hören wir das leise Surren der vorbei fahrenden / schwebenden Kabinen der Ehrwalder Bergbahn. Auf die „Starthilfe“ der Gondeln für die ersten Höhenmeter haben wir verzichtet. Der Aufstieg bis zur Ehrwalder Alm ist dementsprechend ruhig und einsam.
Nach gut einer Stunde erreichen wir die Ehrwalder Alm. Der Anstieg bis hier waren ca. 400 Höhenmeter. Hier treffen wir wieder auf mehr Wanderer, die sich den ersten Teil des Weges sparen wollten und die Kabinenbahn genommen haben.
Wir gehen über den Koatigen Weg weiter bergan in Richtung Seeebensee (wenn wir wieder zurück sind wollen wir noch googeln, was „koatig“ eigentlich bedeutet). Der Weg führt uns durch lichten Wald. Teils steinig, teils über Wurzeln, die eine oder andere Stufe etwas höher. Ein richtig schöner, aber sehr gut machbarer Steig. Der Schatten ist sehr willkommen, da es auch jetzt schon am Vormittag gut warm ist.
Weiter oben kreuzen wir den Fahrweg der zum Seeebensee führt und folgen den Schildern „Wanderweg“. Ein etwas schmalerer, aber top ausgebauter Schotterweg führt nun zunächst durch den Wald, dann weiter zum See. Die 200 Höhenmeter von der Ehrwalder Alm bis zum Seeebensee sind somit ohne Probleme zu schaffen.
Am See angekommen, eröffnet sich uns ein wunderbares Panorama. Der glasklare, blau-türkis-farbene See ist früh am Morgen noch spiegelglatt und ruhig. Die ersten Touristen posieren für ihr Foto, oft mit den Füßen im Wasser. Dahinter, noch leicht in Wolken gehüllt, die steil aufragenden Felsen der Mieminger Kette. Weiter oben sieht man in der Ferne auf einer Felskante schon ein Haus – die Coburger Hütte – unser heutiges Ziel.
Wir schlendern gemütlich am See entlang, genießen die Aussicht. Am oberen Ende des Sees angekommen machen wir uns optimistisch an den Aufstieg zur Coburger Hütte, 30 Minuten sagt das Schild. Hört sich nicht viel an, jedoch verschweigt das Schild, dass es nochmals gut 200 Höhenmeter auf einem schroffen, felsigen Weg in Serpentinen nach oben geht. Eine mittlerweile schweißtreibende Angelegenheit, da zum steilen Weg noch die Sonne richtig strahlt.
Oben an der Coburger Hütte angekommen ist der anstrengende Aufstieg schnell vergessen. Der traumhafte Ausblick über den Seeebensee auf der einen und den noch teils mit Eis bedeckte Drachensee auf der anderen Seite machen es wert. Das extrem klare Wasser des Drachensees schimmert dunkelblau, die Vegetation hier oben ist eher struppig, man sieht nur noch wenige Blumen. Auf dem Wasser treiben Eisschollen, die vermutlich von den dahinter noch teils mit Schnee bedeckten Bergen ins Wasser gerutscht sind. Es ist ruhig hier oben. Ab und zu hört man Stimmen von der Terrasse der Coburger Hütte.
Nach einer kurzen Pause mit einer typischen Tiroler Mahlzeit machen uns wieder auf den Weg. Der Rückweg hinab über den felsigen Weg ist schnell geschafft und nun lohnt sich die Pause am Ufer des Seeebensees. Die Füsse in’s richtig kühle Wasser stecken, eine Wohltat. Ganz Hartgesottene legen sich in Badehose oder Bikini in das Schneefeld am Ufer des Sees. Ein eher kurzes Vergnügen. Der ein oder andere versucht auch im See zu Baden, allerdings ist auch hier nicht mehr als ein kurzes Eintauchen möglich, da der See so kalt ist (man denke an das Schneefeld, am Ufer des Sees). Dann lieber einfach noch am Ufer sitzen, den schillernden und schimmernden See anschauen und das Panorama der Zugspitze im Hintergrund genießen.
Irgendwann ist für uns die Zeit zum Abstieg gekommen. Wir entscheiden uns für den Fahrweg, ist schonender für unsere Knie. Die Strecke zieht sich nun, da wir unser Tagesziel hinter uns gelassen haben. Zur Abwechslung machen wir noch einen kurzen Abstecher an den Igelsee. Einem kleinen, noch sehr ursprünglichen Bergsee. Hier überwiegen Grüntöne vor den grauen Felsen. Es ist ruhig und einsam. Ein guter Platz für eine kurze Rast. Einfach kurz ins Gras liegen und entspannen. Nach dem schweißtreibenden Aufstieg lassen wir’s auf dem Weg zurück in’s Tal gemütlicher angehen. Kaum liegen wir in der Wiese und schauen den Wolken beim vorbei ziehen zu, haben uns die einheimischen Enten entdeckt und wittern Futter. Selbst durch Aufstehen lassen sich die Tiere nicht abschrecken. Also dann doch weiter gehen. Man könnte fast meinen die Enten haben ihr Revier verteidigt.
Zurück an der Ehrwalder Alm freuen wir uns über etwas Kühles zu trinken. Wir sind nun doch schon länger unterwegs und durch die Hitze sehr durstig. Ein kurzer Gedanke lässt uns überlegen, ob wir den letzten Teil des Weges mit der Kabinenbahn abkürzen. Eine verlockende Idee, dennoch entscheiden wir uns für den Abstieg zu Fuß. Unsere müden Füße tragen uns die Stunde bergab zum Auto zurück, freuen sich nun aber darauf aus den festen und heißen Wanderschuhen zu dürfen. Sie haben uns heute über 20km getragen.
Feuer am Berg
Als es dunkel wird, machen wir uns wieder auf den Weg. Den besten Blick auf die Bergfeuer soll man von den Wiesen zwischen Lermoos und Ehrwald haben. In Lermoos ist mittlerweile ein kleines Verkehrschaos ausgebrochen, es werden mehrere tausend Besucher für den Abend erwartet. Gut, dass wir schon mittendrin sind und einfach zu Fuß loslaufen können. Wir suchen uns einen etwas abgelegenen Platz auf einer der Wiesen, breiten unsere Decke aus und warten.
Wenig später sind die ersten Lichter an den Berghängen zu erkennen. Es werden immer mehr und nach und nach sind auch die ersten Formen zu erkennen. Unterhalb der Zugspitze nehmen die Lichter schon am ehesten Gestalt an. Es macht Spaß zu raten, was aus den einzelnen Lichtpunkten für Figuren und Symbole entstehen können. Nun werden es schnell mehr Lichter. Besonders faszinierend: die beleuchteten Bergkämme. Ganz oben auf den Gipfel werden auch Feuer angezündet. Wie eine Lichterkette legen sie sich auf das Relief der Berge. Faszinierend auch deswegen, da ja oben auf den Bergen noch Menschen sind, die die Lichter anzünden.
Mittlerweile ist es dunkel genug und alle Figuren an den Bergen leuchten. Religiöse Symbole, Schriftzüge und auch witzige Figuren wie Jerry von Tom und Jerry strahlen von den Berghängen. Unterhalb der Figuren sieht man kleine, sich bewegende Punkte: Die Stirnlampen der Jungs und Mädels, welche die Feuer angezündet haben und nun bei Dunkelheit in’s Tal absteigen. Wir bleiben noch, bis die ersten Lichter verglühen und machen uns dann auf den Weg zurück zum Apartment. Jerry, die Maus, leuchtet direkt über unserem Apartment noch lange in die sternenklare Nacht.
Seen rund um Biberwier
Sonntag morgen, noch etwas müde von der kurzen Nacht und den Erlebnissen des gestrigen Tages frühstücken wir auf der Terrasse unseres schönen Appartements im „Haus am Schihang“.
Nach der ausgiebigen Tour am Samstag, lassen wir es am Sonntag etwas langsamer angehen. Wir entscheiden uns für eine Rundwanderung um die Seen bei Biberwier, einer Gegend durch die wir bisher auf dem Fernpass nur durchgefahren sind und der wir bisher zugegebenermaßen nicht viel Beachtung geschenkt haben.
Vom Weißensee aus laufen wir über die alte Römerstraße hinauf zur „Schönen Aussicht“. Die Aussicht ist an sich schon irgendwie schön. Man sollte nur die Stromleitungen direkt über unseren Köpfen und den Fernpasse unter uns etwas ausblenden. Was durch die Motorengeräusche und das Summen der Hochspannungsleitungen gar nicht so leicht fällt. Aber ansonsten ist die Aussicht schon schön. Wir wundern uns ein wenig, wie oft wir hier schon durchgefahren sind ohne die Umgebung so richtig wahrzunehmen (gut, manchmal auch schon leicht übermüdet, kurz vor Mitternacht mit dem starken Wunsch, einfach möglichst schnell zu Hause anzukommen und in’s Bett zu fallen). Aber der Weg sollte uns noch weiter überraschen.
Nach der schönen Aussicht wird er zu einem schmalen Waldpfad. Unter unseren Schuhen knacken Zweige, die Bäume rascheln im Wind. Bald blicken wir hinunter auf den türkisfarbenen Blindsee. Direkt neben dem Fernpass, von der Straße aus nicht sichtbar, gibt es einen tollen und offensichtlich beliebten Badesee. Über einen schmalen Pfad gehen wir weiter am Blindsee vorbei hinüber zum Mittersee. Der Pfad ist bei Mountainbike Fahrern beliebt. Ab und zu müssen sie ihr Fahrrad über steilere Stufen tragen, eine kurze Stelle ist mit einem Stahlseil gesichert. Ein unglaublich schöner Weg.
Nach der Wanderung halten wir zum Abschluss auf dem Heimweg am Hopfensee. Mit einer Pizza machen wir es uns am Ufer gemütlich und genießen einfach nur die Sonne.