Es ist gar nicht so einfach, an einem tristen Wintertag Geschichten über einen sommerlich sonnigen Abendspaziergang durch München zu schreiben. Regentropfen trommeln unablässig gegen die Fensterscheiben. Immerhin hat der Regen den Nebel vom Morgen vertrieben. Von Schnee war in der Wettervorhersage bis jetzt allerdings noch keine ernsthafte Erwähnung zu vernehmen. So richtig Winter ist’s also auch noch nicht. Aber damals war’s so richtig Sommer. Mit Sonne, sommerlichen Temperaturen, vielen Menschen auf der Straße, in den Parks, in den Cafés. Damals, an einem Abend im August …
Die Sonne steht schon recht tief, als wir vom Odeonsplatz kommend durch den Hofgarten schlendern. Aus dem Dianatempel kommen Salsa-Rhythmen zu uns herüber. Klingt so, als ob heute wieder ein Tanzabend wäre. Wir sehen’s uns genauer an, lauschen ein wenig der Musik, beobachten die Münchner beim Tanzen und die anderen, die drumherum stehen und gerade nicht tanzen, beim Plaudern mit Freunden und Bekannten. Es gibt fast keinen freien Platz mehr auf den Bänken hier rings um den Hofgarten. Nach einer kleinen Weile machen wir uns wieder auf den Weg. Unser Ziel ist der Monopterus im englischen Garten. Na ja, eigentlich haben wir kein konkretes Ziel. Und nachdem der Abend noch jung ist nehmen wir auch nicht den direkten Weg durch den Englischen Garten, sondern schlenkern ein wenig durch Schwabing, zu den Museen, vorbei an der Universität … und sind mit ein bisschen Glück passend zum Sonnenuntergang am Monopterus. Vielleicht auch dort wieder mit Musik und Tanz.
Als wir auf der Hofgartenstraße durch das Tor zum Odeonsplatz laufen scheint uns die Abendsonne direkt in’s Gesicht. Die Kuppel der Theatinerkirche, seit Langem mal wieder ohne Gerüste, strahlt in warmen, sandgelben Farben. Auf dem Weg zu den Museen kreuzen wir den Wittelsbacher Platz. Menschen sitzen draußen, Essen zu Abend, unterhalten sich lautstark und lachen herzlich dabei. Wir nehmen die Abkürzung durch den Innenhof einer Konzernzentrale eines bekannten deutschen Großkonzerns. Im Gegensatz zu den warmen Farben von gerade eben dominieren hier eher kühle Farben und klare Formen. Rein architektonisch betrachtet. Selbst die runden Steine im Innenhof sind makellos geformt.
Auf den Plätzen rund um die Museen liegen, sitzen und bewegen sich zahllose junge Münchner mit den unterschiedlichsten Beweg-Gründen: Die einen machen Sport, die anderen Tanzen (mal wieder) und manche liegen einfach nur entspannt in der untergehenden Sonne und genießen den Sommerabend. Auch ein durchaus valider Beweggrund. Auf der anderen Straßenseite entdecken wir einen strahlend gelben VM Bully. Und als ob er nicht eh schon aus der Masse an grauen Alltagsautos hervor stechen würde (Sorry Volvo, sorry Polo … aber gegen den Charme eines gelben VW Bully kommt ihr einfach nicht an) wird er auch noch gerade wunderbar von der Sonne angestrahlt und in Szene gesetzt. Gerade so, als wollte er das Sommer-Feeling noch verstärken.
Mit ein paar Umwegen gelangen wir dann irgendwann doch noch zum Englischen Garten. Wir liegen etwas knapp in der Zeit, der Sonnenuntergang naht und wir haben zuviel Zeit in den Gassen und Straßen von Schwabing vertrödelt. Die letzten Sonnenstrahlen scheinen gerade noch auf den Monopterus. Also schnell hoch um der Sonne beim Untergehen zusehen zu können. Der Blick von oben schweift über die große Wiese des Englischen Gartens bis zur „Skyline“ von München mit der Frauenkirche, der Kuppel der Staatskanzlei und der Theatinerkirche am Odensplatz. Hier oben treffen wir heute keine tanzenden Münchner an. Aber der Blick über den Englischen Garten ist an sich schon gute Unterhaltung.
Als die Sonne untergegangen ist machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Odeonsplatz. Zwischenzeitlich dämmert es schon ein wenig. Die Staatskanzlei fängt noch die letzten Sonnenstrahlen ein und liegt ansonsten (fast) menschenleer vor uns. Aus dem Dianatempel erklingt immer noch rhythmische Musik. Mittlerweile sind die meisten Tanzgäste jedoch offensichtlich zum geselligen Teil des Abends übergegangen. Ebenso gesellig: Eine Party Boules unter den Bäumen des Hofgartens. So hat jeder seinen Faible, wie er einen langen, lauen Sommerabend verbringen will.
Mittlerweile hat rer Regen aufgehört in gleichmäßigem Rhythmus gegen die Fensterscheibe zu trommeln. Kalt und düster ist es draußen trotzdem noch. Auch wenn es aus dem Augenwinkel so scheint, als ob sich die Sonne nun noch ein wenig ihren Weg durch die Wolken gekämpft hat. Bei genauerem Hinsehen ist es dann aber doch nur die Schreibtischlampe, die sich in der Fensterscheibe spiegelt … na ja, bald ist Weihnachten … und die Hoffnung auf Schnee lebt weiterhin … wenn es doch schon kalt und düster ist.