Wir starten noch etwas zerknittert in den Tag, nachdem wir heute nicht wie geplant nach Uummannaq fliegen können. Die Airline hat uns gestern spontan mitgeteilt, dass die Verbindung mit dem Helikopter nach Uummannaq heute nicht möglich ist. Der Trip auf die kleine Insel ca. 150 km nördlich von Ilulissat hätte eigentlich einer der Höhepunkte unserer Grönland Reise werden sollen. Alleine die Anreise wäre schon spannend schön gewesen: zuerst mit einem kleinen Flugzeug nach Qaarsut und von dort mit einem Helikopter weiter nach Uummannaq. Aber je abgelegener die Ziele, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ein Flug ausfallen kann. Wir hatten gestern in Ilimanaq erst mit zwei Wanderern gesprochen, die vor kurzem im Norden Grönlands mit Hundeschlitten und Jägern unterwegs waren und wegen schlechtem Wetters knapp zwei Wochen festgesteckt sind. Da wollen wir uns mal nicht zu sehr beschweren. So müssen wir eben nochmals hierher zurück kommen. Irgendwann. Vielleicht ja mal wieder in Kombination mit Island. Nun aber erst einmal wieder zurück zum heutigen Tag.
Auf der Suche nach einem Plan B für den heutigen Tag, entdecken wir den kleinen Ort Oqaatsut. 20 km von Ilulissat entfernt liegt der Ort schön auf einer Halbinsel. Doch scheint es nicht so einfach möglich zu sein, dort hin (und vor allem wieder zurück) zu kommen. Es gibt keinen Linienverkehr (per Schiff). Man muss explizit einen Shuttle buchen – und das ist spontan wohl nicht möglich. Die meisten (Schiff-) Shuttles fahren nur One Way um morgens Wanderer nach Oqaatsut zu bringen. Von dort gibt es einen 20 km langen Wanderweg zurück nach Ilulissat, welcher sehr beliebt ist. Wir sind allerdings auf solch lange Wanderungen auf dieser Reise nicht vorbereitet. Und so suchen wir weiter. Mal sehen, was wir mit dem Tag dann anfangen werden.
Was spontan immer geht: zu Fuß gehen. So laufen wir nochmals einen Teil der blauen Wanderroute zum Eisfjord. Heute ist das Licht gleich ganz anders. Die Sonne scheint nicht von einem strahlend blauen Himmel. Als wir am Fjord ankommen bricht sie Wolkendecke gerade auf. Teils liegen die Eisberge noch im Schatten von den Wolken, teils werden sie schon von der Sonne angestrahlt. Ein schönes Farbenspiel. In der Sonne glitzern die Eisberge und das Wasser ist türkis gefarbt. Die Eisberge scheinen kleiner geworden zu sein seit wir das letzte Mal vor ein paar Tagen hier gewesen sind. Man sieht zumindest mehr Wasserfläche dazwischen.




In der kleinen Bucht hören wir das laute Prusten eines Wals. Da müssen wir doch gleich näher ran gehen. Wie es den Geräuschen nach scheint, schwimmt er hin und her und ist nicht allleine. Ab und zu bekommen wir kurz seine Schwanzflosse zu sehen. Ab und zu sind auch mehr Geräusche zu hören. Sind das schon Walgesänge? Das Krachen und Knistern der Eisberge ist es jedenfalls nicht.
Und als es dann doch mal kracht, ist ein kleiner Eisberg in der Bucht vor uns in zwei Stücke zerbrochen. Die beiden Kajak -Fahrer, welche in der Nähe des Eisbergs unterwegs waren, haben noch rechtzeitig das Weite gesucht.
Wir laufen weiter den Berg entlang und schauen hinab auf die mächtigen Eismassen. Das Licht ist heute besser als bei unserem ersten Besuch. Die Mücken freuen sich ebenfalls über das gute Wetter. Sie fliegen besonders gerne um und in’s Gesicht. Es laufen heute auch einige Menschen mit Mücken-Netzen übers Gesicht. Wir waren auch kurz davor, unsere ebenfalls auszupacken.










In der Ferne hört man immer wieder das Prusten der Wale. Wie wir am Rückweg entdecken sind es drei Wale, die fröhlich durch die Bucht schwimmen. Wir beobachten sie noch eine Weile aus der Ferne, bevor wir wieder zurück laufen. Man könnte ewig hier sitzen und auf die Bucht mit Eisbergen hinaus starren, immer auf der Suche nach dem Wal wo er wieder auftauchen wird.
Am Rückweg laufen wir wieder bei den Schlittenhunden vorbei. Hier gab’s noch eine süße Überraschung: als wir die letzten Tage hier schon mal vorbei gekommen sind, hatten wir einige kleine Welpen gesehen, die noch recht tapsig die Welt um sie herum erkunden. Bei zwei Hütten sehen wir heute dann ganz junge Welpen. Sie tapsen tollpatschig um ihre Mutter, die mit Adleraugen über sie wacht. Teils haben die kleinen ihre Augen noch gar nicht richtig offen. Jeder der beiden Würfe hat geschätzte vier bis fünf Tiere. Kann man sich schwer vorstellen, dass die kleinen auch mal zu großen und kräftigen Schlittenhunden anwachsen werden.
