Morgens fahren wir ein Stück die “Meadows in the Sky” Straße in den Mount Revelstoke Nationalpark hinein. Es ist noch früh am Morgen und wir sind allein unterwegs. Ein paar Aussichtspunkte mit Blick auf Revelstoke können wir anfahren, dann endet die Straße. Sie ist noch aufgrund der winterlichen Bedingungen gesperrt. Anfang Mai wurde hier eine Schwarzbärin mit ihrem Jungen gesichtet, entsprechend stehen an allen Wegen Schilder.




Unser Weg führt heute weiter in die kanadischen Rocky Mountains. Lake Louise ist das Ziel, von dem wir schon viel gehört und Bilder gesehen haben. Wir sind gespannt.



Über den Rogers Pass geht es in Richtung Rockies. Auf der Passhöhe gibt es ein kleines Visitor Center, in dem wir einige gute Tipps bekommen – unter anderem den Tipp zu den Bear Creek Falls einen kleinen Abstecher zu machen. Ein Wanderweg führt durch den Wald den Berg hinab. Schon von weitem hören wir das Wasser plätschern. Noch um zwei Kurven und wir stehen vor einem schönen Wasserfall. Es fühlt sich noch etwas “komisch” an durch den Wald zu laufen, mit dem Wissen, dass es hier Bären gibt. Doch der hilfsbereite Ranger hat uns ausführlich erklärt, dass Bären scheue Tiere sind und sich von Menschen fernhalten. Man darf sie nur nicht erschrecken. Laut sprechen reicht, damit sie uns Menschen hören und sich fernhalten. Wir treffen Menschen mit Schlüssel die kleppern um den Hals, oder kleinen Glöckchen am Rucksack. Andere tragen einen kleinen Lautsprecher mit Musik bei sich.





Unterwegs sehen wir vom Auto aus Gelbkopf Adler auf einem Baum sitzen, ein anderer fliegt und dreht seine Runden. Elche stehen kauend im Gras am Straßenrand. Immer wieder schneebedeckte Berggipfel, das weiß leuchtet und glitzert an der Sonne, es muss relativ frischer Schnee sein.



Wir folgen dem Highway 1 weiter in den Yoho Nationalpark. Eine Sehenswürdigkeit ist die Natural Bridge, eine wie es scheint aus Felsen entstandene Brücke. Nicht weit davon entfernt der Emerald Lake. Im Gegensatz zu der Ruhe am Vormittag, geht es hier trubelig zu. Überall Menschen, viele positionieren sich vor dem See für das “perfekte” Foto.










Eine Besonderheit der Eisenbahn Linie um die Steigungen zu überwinden sind spiralförmig Tunnel. Dank der langen Züge, kommt es hier schon einmal vor, dass man die Lok am Tunnelausgang sieht und das Zugende sich noch vor dem Tunnel Eingang befindet. Doch die hohen Bäume am Aussichtspunkt verdecken die Sicht auf die Schienen.
Es ist mittlerweile 17 Uhr – wir sind zum ersten Mal mit dem Auto über eine Zeitzonen Grenze gefahren. Schon lustig, wenn sich die Uhr einfach mal eine Stunde nach vorne stellt mitten auf der Autofahrt.
Kurz im Hotel eingecheckt, machen wir uns auf den Weg zu Lake Louise. Eigentlich dachten wir, wir schauen nur kurz ans Ufer…
Es sind noch mehr Menschen zum Lake Louise unterwegs als wir erwartet haben. Kurzzeitig schneit es auf der Fahrt sogar. Beim Parkautomaten sind wir kurz erschrocken und überlegen, ob wir wieder umdrehen: Parkgebühren von 36 kanadischen Dollar im Zeitraum von 7am – 7pm (egal ob man den ganzen Tag oder nur 1h parkt) sind doch sehr viel. Vermutlich eines unser teuersten Parktickets überhaupt.








Rund um den See liegt teilweise noch Schnee, der See selbst ist ebenfalls noch größenteils zugefroren. Entlang des Ufers ist das Eis schon geschmolzen und man sieht das tiefe Blau des Wassers. Einige Eisschollen treiben auf dem Wasser. Touristen sind auf dem Eis und den Eisschollen unterwegs, vom modischen Winterstiefel über Sportschuhe bis zur Badeschlappe ist so ziemlich jede Fußbekleidung zu sehen. Ein buntes (und lautes) Treiben. Ein Kind treibt auf einer Eisscholle von seinen Eltern weg, kurze Aufregung von Seiten der Eltern – wie holt man seinen Sohn zurück? Beherzt kniet der Papa nieder und paddelt das Wasser in seine Richtung, um die Eisscholle samt Kind zu sich zu treiben. Es klappt. Ein kleiner Schreckensmoment geht vorbei.








Am rechten See-Ufer führt ein Weg entlang. Er führt uns näher an die Berge heran. Das Wetter meint es gut mit uns, immer wieder kommt die Sonne hinter den Wolken hervor. In der Ferne hören wir ein dumpfes Grollen und sehen wie staubend eine Lawine abgeht. Verständlich, dass die höheren Wanderwege noch gesperrt sind.
Am Wegrand entdecken wir Murmeltiere, viele Murmeltiere. Es macht Freude, den kleinen Kerlen bei ihrem Treiben zu zusehen. Auch Vögel gibt es viele wunderbar bunte. Manche zwitschern fröhlich vor sich hin, man könnte fast denken, sie freuen sich über den sonnigen Tag.
Am Rückweg wollen wir noch kurz zum Aussichtspunkt Morants Curve. Von hier sieht man die umliegenden Berge und die Bahnstrecke. Doch abends kommt kein Zug mehr. Dafür schauen uns ein paar Rehe mit großen Augen an, als wir mit dem Auto vorbei fahren.
Auf der Bow Valley Road kurz hinter Lake Louise entdecken wir einen Schwarzbär. Am Straßenrand steht er, kauend. Er lässt sich von den vorbei fahrenden Autos nicht ablenken. Einmal kurz hochgeschaut, dann setzt er sein Mahl fort.


Abends bummeln wir durch Banff. Der Ort ist gut besucht. Im Hintergrund rundherum die schneebedeckten Berge. Es ist kalt geworden, Wolken ziehen auf. Morgen soll es regnen.




