Über Nacht hat ein starker Wind Wolken übers Land gepustet. Die Landschaft sieht damit nun gleich anders aus.
Wir frühstücken mit weiteren Windböen auf der Terrasse unserer Unterkunft.
So gestärkt geht es in Richtung Bleik. An der Westküste Andoeyas zwischen Stave und Bleik gibt es einen Küstenwanderweg. Über mehrere Einstiege kommt man auf einen Bergrücken und genießt Ausblicke auf einsam gelegene Strände und die Berge rundum. Wir kommen bis zum Sattel, danach noch ein kleiner Anstieg Richtung Gipfel des Matinden, aber der starke Wind zwingt uns zum Umkehren. Aber auch bis hier hat sich die Tour voll gelohnt.
Wieder unten auf der Straße ankommen fahren wir zum Hafen von Bleik und laufen etwas am Strand entlang. Durch den starken Wind erleben wir ein einzigartiges Wolkenschauspiel. Rechts blauer Himmel mit Schäfchenwolken, links graue schleierartige Wolken, hinter uns dunkler Himmel. Und im Minutentakt ist wieder alles anders.
Im Grünstreifen entlang des Strands grasen Schafe, Möwen sitzen scharenweise alle in die gleiche Richtung schauend im Sand. Mal Sonnenflecken, dann Wolken und dazwischen starke Windböen. In der Ferne sehen wir Bleiksøya, ein bekannter Vogelfelsen der unter Naturschutz steht vor der Küste von Bleik.
Am frühen Abend folgen wir dem Tipp von Lisbeth, der Eigentümerin unserer Unterkunft Marmelkroken in Bø. Mit den Leihfahrrädern radeln wir auf einem nahe gelegenen Feldweg ein Stück Richtung Küste. Bei einem Baumstamm lehnen wir die Räder an (ja unverschlossen, hier klaut keiner was…) und gehen zu Fuß weiter. Der ausgetretene Pfad verläuft immer entlang der Küste. Vorbei an weiteren schön gelegenen Stränden, mal weißer Sand, dann etwas steiniger. Auf der anderen Seite vom Fjord etwas weiter weg ein traumhaftes Bergpanorama. Das Wetter wandelt sich von trüb zu einem wunderbaren Sonnenuntergang. Das Licht macht eine unglaubliche Stimmung und man möchte einfach endlos weiter gehen.
Mit wunderschönen Eindrücken gehen wir zurück in die Unterkunft und fallen bald in’s Bett. So haben wir uns Norwegen vorgestellt. Vermutlich wird am Ende der Reise und in unseren Erinnerungen Andøya einen viel stärkeren Eindruck hinterlassen als die Lofoten. Klar, landschaftlich sind die Lofoten schwer zu überbieten, aber die Einsamkeit von Andøya, die Abgeschiedenheit und das Licht haben die Tage hier zu etwas ganz Besonderem gemacht. Und das sollte noch nicht alles gewesen sein…
Als wir mitten in der Nacht aufwachen, wollen wir ein bisschen Frischluft in unsere Ferienwohnung bekommen. Ich öffne die Tür, geh auf die Terrasse … und sehe plötzlich grüne Schwaden über den Himmel huschen. Komplett lautlos. Es geht kein Wind. Nordlichter. In der letzten Nacht unseres Urlaubs. Dramaturgisch perfekt geplant. Und einfach nur zum Staunen.
Nach knapp 10 Minuten ist das Schauspiel vorbei. Wir legen uns wieder in’s Bett und schlafen weiter. Am nächsten Tag steht uns eine lange Autofahrt bis nach Kiruna bevor.
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