Von Oslo aus führt unser Weg in Richtung Aurlandsfjord. Die Fahrt allein ist schon ein Erlebnis. Ist man es bei uns gewohnt größere Strecken stupide auf der Autobahn zurück zu legen, so fährt man in Norwegen über schön gelegene Landstraßen, durch kleine Dörfer, über Hügel und durch traumhafte Täler. Allein dadurch kommt man der Gemütlichkeit der Norweger schon näher. So „entschleunigt“ kommen wir im Aurlandsfjord nachmittags an.
Ein kleine Anspannung gab es auf der Fahrt dann doch – wir mussten durch den längsten Straßentunnel der Welt – den Lærdalstunnel. Mit seinen 24,51 km Länge ist der Tunnel durchaus stellenweise beängstigend. Alle 6 km gibt es eine Halle mit hellem, blauen Licht und Halteplätzen.
Als wir aus dem Tunnel fahren, liegt der Aurlandsfjord direkt vor uns. Die Sonne strahlt und das nutzen wir gleich, um auf einen Aussichtspunkt zu fahren und die wunderbare Fjordlandschaft von oben zu bewundern.
Danach suchen wir unsere Unterkunft – eine Hütte auf einem nahe gelegenen Hof. Funktional eingerichtet, aber der große gemütliche Balkon, die super netten Eigentümer und der Blick auf tosende Wasserfälle rund herum machen die Unterkunft zu einer der besten auf der ganzen Reise.
Am nächsten Tag meint es das Wetter nicht mehr ganz so gut mit uns. Wir machen uns dennoch auf den Weg nach Flåm. Wir fahren mit der Flåmsbahn hoch nach Myrdal (einem hoch oben, auf 865m über dem Meeresspiegel gelegenen Bahnhof auf der Strecke zwischen Oslo und Bergen). Die Bahn fährt stetig bergan, sie ist bewältigt eine Strecke von 20km und dabei sind ca. 80% der Strecke auf einer Steigung von 55% – und das auf normalen Gleisen. Auch die Tunnel sind faszinierend. Sie sind spiralförmig in den Berg geschlagen. Die Fahrt geht vorbei an Wasserfällen, an einem hält die Bahn sogar kurz an.
Viele fahren mit der Bahn hoch- und runter oder weiter nach Bergen oder Oslo. Wir haben uns entschieden die Natur zu genießen und laufen von Myrdal auf den alten Bauwegen abwärts ins Tal zurück nach Flåm. Am Anfang ist der geschotterte Weg noch etwas steiler, dann wird er aber bald flacher. Beim Laufen merken wir zunächst nicht, dass wir ständig bergabgehen. Aber nach 4-5 Stunden Fußmarsch durch das traumhafte, sehr ruhige grüne Tal, spüren wir unsere Füsse. Die letzte Strecke auf Asphalt kommt uns dann endlos vor. Nach 6h kommen wir mit sehr kaputten, müden Füßen wieder in unserer Unterkunft an, aber das überwältigende Gefühl des Erlebnisses überdeckt jeden Schmerz.
Für den nächsten Tag haben wir eine Bootsfahrt in den Nærøyfjord geplant. Der Nærøyfjord gehört wegen seiner spektakulären Landschaft zum UNESCO Weltnaturerbe.
Leider regnet es als wir morgens aufwachen. Da wir aber nur noch diesen Tag in Aurland haben, entscheiden wir uns, die Fahrt trotzdem zu machen. Auf dem Schiff angekommen, suchen wir uns warm eingepackt und mit Regenklamotten ausgestattet Sitzplätze an Deck.
Kaum hat das Boot abgelegt, werden wir von unsere Plätzen verdrängt. Möwen fliegen neben dem Schiff her und eine asiatische Reisegruppe möchte unbedingt Fotos von sich und den Möwen haben. Dazu halten sie „mutig“ Kekse über Bord und versuchen die Möwen anzulocken.
Wir versuchen uns so gut es geht nicht stören zu lassen, aber die lautstarken Unterhaltungen und Zurufe der Reisegruppe, machen es schwer, die Naturlandschaft richtig zu genießen. Kein Vergleich zu dem Naturerlebnis am Tag vorher. Aber die Fahrt hat sich dennoch gelohnt. Wir sind zwar tropfnaß, aber ein paar beeindruckende Momente reicher.
Abends fahren wir die „alte“ Strecke (Aurlandsfjellet) nach Lærdal, die vor dem Tunnelbau die einzigste Verbindung zwischen den beiden Gemeinden Aurland und Lærdal war. Die Straße führt über das Gebirge und wir finden an den hohen Stellen noch einiges an Schnee.
Der kleine Ort Lærdalsøyri entstand im 18. – 19. Jahrhundert. Die alten Holzgebäude zeigen den Baustil von damals.