Es ist Freitag Nachmittag und wir sind auf dem Weg in die Toskana. Wir haben uns für die Anreise durch die Schweiz entschieden. Für die Fahrt über den Splügenpass und vorbei am Comer See hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es ist zwar erst Ende September, aber gestern hat es in den Alpen bis auf knapp 1.500 Meter geschneit. Somit nehmen wir die „Standardroute“ über den San Bernadino. Und auch fast schon Standard ist der freitägliche Stau auf einer Schweizer Autobahn. Dieses Mal ist es nicht Bern oder Zürich, sondern Lugano. Um Lugano lassen wir gut eineinhalb Stunden liegen, sodass wir genügend Zeit haben unsere Pläne anzupassen und einen neuen Übernachtungspunkt zu suchen. Florenz werden wir so nicht mehr rechtzeitig erreichen. Aber Mailand ist zu früh, Bologna ein wenig zu weit … Bliebe noch Modena.
Modena … Da war doch was … Ach ja, Ferrari. Und ein paar Kilometer weiter, in Sant’Agata Bolognese, Lamborghini. Vielleicht hätte der Stau dieses Mal ja auch etwas Gutes…
Abends im Hotel buchen wir noch schnell die Tickets für das Lamborghini Museum und die beiden Ferrari Museen in Modena und Maranello. Dann heißt es, nur noch einmal schlafen, bis wir Autos sehen, von denen wir schon als Kinder geträumt hatten.
Wir beginnen mit Lamborghini. Klein und fein ist das Mudetech, wie das neue Lamborghini Museum heißt. Von außen erkennt man schon in der ersten Etage ein paar Rennflitzer durch die Scheiben. Das Museum befindet sich bei der Fabrik, in der die Luxusflitzer zusammen gebaut werden. Leider ist die Fabrik Tour zur Zeit nicht möglich. Aber auch schon die ausgewählten Lamborghini bringen die Augen zum Leuchten. Im Erdgeschoss stehen einige ältere Modelle, im ersten Stock dann die neueren. Und hier steht so ziemlich alles, mit dem man gerne mal über italienische Passstraßen oder deutsche Autobahnen fahren würde: vom Aventador mit seiner teils brachialen Leistung über den Diablo und auch ein komplett weißer Countach mit seinem markantem filigranen, leichtgewichtigen Design (welches mich seinerzeit als Kind beim Bauen eines Modellautos teilweise zur Weißglut gebracht hat) können an die 20 Modelle bewundert werden. Es ist faszinierend, wie die Karosserien geformt sind, mit den ganzen ausgefeilten Aerodynamik – Elementen. Und man würde nur zu gerne einmal auf dem Fahrersitz Platz nehmen. Einfach um zu sehen wie es sich anfühlt, ein paar Zentimeter über dem Asphalt zu sitzen, eingebettet in einen perfekt ausgeformten Sportsitz, mit dem Gefühl eines 12-Zylinders im Rücken… Hm, Kinderträume halt … Lediglich, mit knapp 2 Meter Körpergröße dürfte es neben dem Preis noch ein weiteres Kriterium geben, welches gegen einen Lamborghini spricht. Aber vielleicht hat Ferrari da ja bessere Optionen im Programm.
Keine 20 Minuten entfernt liegt die „Geburtsstätte“ von Ferrari. Das ursprüngliche Fabrikgebäude hat ein modernes Museum an seine Seite bekommen. Hier wird gemäß dem 75-jährigen Jubiläum von Ferrari in einer aktuellen Ausstellung die Geschichte der Nobelmarke beschrieben. In einer luftigen Halle werden Meilensteine ansehnlich in Szene gesetzt. In einem Seitenraum sind einige Motoren ausgestellt. Spannend zu sehen, wie kompakt im Laufe der Jahre (seit Anfang der 80er) die Motoren geworden sind und gleichzeitig die Leistung immer weiter nach oben ging.
In der ehemaligen Fabrikhalle stehen dann noch ein paar ausgewählte Perlen: drunter ein F40 (so cool) und eines der Weltmeister Autos von Michael Schuhmacher. Aber der Formel-1- Gänsehaut-Moment kommt dann im zweiten Ferrari Museum: in Maranello.
Maranello liegt ungefähr eine halbe Stunde südlich von Modena. Hier befindet sich die Ferrari -Fabrik, in der Nähe die Teststrecke Fiorano und auch da zweite, größere Ferrari Museum. Die Auswahl an Modellen ist hier wesentlich größer als bei Ferrari in Modena. Und die Präsentation der Autos nochmals besser. Meist in dunklen Räumen stehn die Stars, mit Lichtspots auf die Modelle. Die erste kleinere Gänsehaut gab es, als wir in einen Raum gekommen sind, in dem links ein roter F40 und ihm gegenüber ein gelber F50 standen. Es war noch ein drittes Auto im Raum. Was es war? Gute Frage…
Einen Raum weiter dann ganz aktuelle Modelle, eines davon auch mit einem KERS-System zur Rekuperation ausgestattet .
Und dann der Gänsehaut -Moment schlechthin: ein einem halbrunden Raum standen die Formel 1 Autos, mit denen die letzten WM-Titel gewonnen wurden. Zusammen mit den WM -Pokalen und einer Präsentation der Fahrer. Natürlich mit ganz viel „Schumi“.
Es folgten noch weitere Modelle, ein Vergleich zwischen einem diesjährigen Formel -1-Auto mit dem von Gerhard Berger aus 1989. Und dann müssten wir auch bald schon wieder weiter. In der Cafeteria haben wir uns noch einen Cappuccino geholt, passenderweise lief dort gerade das Qualifying zum grand PRIX von Singapur auf den Fernsehern und dann machten wir uns auf Richtung Umbrien.
Der Tag endete mit einem kleinen Spaziergang durch Perugia .