Die Wettervorhersage für heute sieht gut aus: Ein Tag ohne Regen, manchmal sogar mit Sonnenschein. Der wird sofort genutzt um das zu tun, worauf wir schon ein paar Tage lang warten: Wandern in schwedischen Wäldern.
Wir sind inzwischen in Mariestad angekommen, ein Ort am großen Vännern See. Der Nationalpark Tiveden liegt zwischen den Seen Vännern und Vättern, ungefähr eine Stunde von Mariestad entfernt. Wir stellen uns heute früh den Wecker, um den Tag möglichst gut zu nutzen.
Im Nationalpark sind einige Wanderrouten gekennzeichnet. Der Park besteht aus tiefblauen Seen, von Gletschern abgeschliffenen Felsen und größtenteils aus (Ur-)Wald. Eigentlich wollen wir nur eine kleine Tour laufen. Kurz zu einem See, vielleicht noch ein Aussichtspunkt … Letztendlich sind wir dann doch gute vier Stunden unterwegs gewesen.
Die beiden Seen zu Beginn der Wanderung sind fast schon zu klischeehaft schwedisch. Als die Sonne heraus kommt spiegeln sich die Wolken und der blaue Himmel auf der stillen Wasseroberfläche. Am Ufer runde Felsen die in’s Wasser gleiten. Zwischen den Fichten sticht immer Mal wieder eine Birke mit gelbem Herbstlaub durch.W
Wenn kein Wind geht, ist es absolut still. So still, dass man gar vorbei fliegende Libellen hören kann. Es fällt uns schwer weiter zu gehen, aber wir haben uns entschieden doch eine größere Runde zu laufen. Und der Weg ist eher einer der schwierigeren Sorte. Viele Felsen und Wurzeln, zwischendurch auch mit kleineren Kraxelein. Jetzt wundert es uns nicht mehr, warum für die knapp 5 Kilometer gute 4 Stunden angegeben sind. Die Wanderung schlängelt sich durch den Urwald. Überall finden wir kleine Details wie Moose, Flechten, Pilze … Die Natur fühlt sich eher an als wären wir irgendwo im Norden von Schweden. Wir treffen nur wenige Menschen auf der Tour, was die Abgeschiedenheit noch verstärkt. An manchen Stellen wirkt der Wald wie aus einem Märchen, verwunschen, verzaubert. Wir fühlen uns ein bisschen an die Westfjorde Neuseelands erinnert. Und so genießen wir die Wanderung in der Stille der schwedischen Natur …
Am Abend machen wir noch einen Abstecher nach Forsvik. Hier kommt der erste Teil des Göta-Kanal, der Vännern und Vättern verbindet, am Vättern See an. Die letzten Schiffe der Saison sind Ende September auf dem Kanal gefahren. Jetzt liegt er quasi schon im Winterschlaf.