Val d’Orcia. Für viele der Inbegriff der Toskana. Sanfte Hügel, gesprenkelt mit Weinanbaugebieten und Olivenbäumen. Im Frühling und Sommer schön saftig grün, jetzt im Herbst eher in gelb, braun und Ockertönen. Die Felder sind schon abgeerntet und umgepflügt, die Weinlese ist seit kurzem auch vorbei. Entlang der Straße von Montalcino nach Montepulciano haben sich über die Jahre einige Fotospots etabliert. Als wir das letzte Mal vor 10 Jahren hier waren, war die Gegend im Internet bei Weitem noch nicht so präsent. Heute gibt es Fototouren, geführte Touren in schwarzen Limousinen und all jene, die sich inspiriert durch Instagram mit einem Fiat 500 auf eigene Faust durchschlagen.
Die Landschaft ist ja auch wunderschön. Mal stehen da ein paar Zypressen im Feld, dann wieder Olivenhaine, in der Ferne eine Allee mit Zypressen. Und zwischendrin immer wieder Felder, Wiesen oder Weinreben. Wir schauen hinunter auf sie Landschaft von Städtchen wie Pienza oder Montepulciano. Alles sanft hügelig bis zum Horizont. Eher unsanft aber auch hügelig sind die Straßen. Die wohl seit Jahren nicht mehr repariert wurden und manchmal buckeliger als norwegische Schotterpisten sind … Aber auch das gehört zum Toskana Feeling dazu.
Die inoffiziellen Aussichtspunkte sind gut zu finden. Entweder ist der Fotospot bereits direkt in Google Maps vermerkt oder man hält einfach am Straßenrand, dort wo schon 3-4 andere Autos parken. (Da spielt auch das Gegenlicht keine Rolle. Das Handy kümmert sich auch hierbei um ein gutes Selfie.) Wir haben das etwas anders in Erinnerung, vor 10 Jahren, als es noch kein Internet gab … Wir wollen jetzt nicht sagen, dass früher alles besser war. Aber so ohne großartige Planung im Internet hatte das Reisen schon auch so seinen Reiz. Und reizvoll ist jedenfalls auch die Landschaft nach wie vor. Und etwas abseits von den Hauptstraßen gibt es sie ja immer noch, die eine oder andere Stelle, die man für sich allein hat.
Das Cover des ersten Toskana-Bildbands der es in unser Bücherregal geschafft ziert sie Capella de la Madonna de Vitaleta. Sie liegt etwas abseits der Hauptstraße, ist aber über einen Schotterweg gut zu erreichen. Es Parken auch schon einige Autos am Wegrand. Der Weg führt dann zu Fuß weiter zur Kapelle.
Pienza ist ein kleines Städtchen, ziemlich genau zwischen Montalcino und Montepulciano, welches schön am Berg liegt. Ohne zu tief in die Geschichte einzutauchen: Pienza wurde in der Renaissance geplant, ein Papst Pius hatte seine Finger im Spiel und die Aussicht von seinen Mauern ist, wie nicht anders zu erwarten in der Lage, gar nicht so übel.
Über die SP18 südlich von Pienza geht es weiter zum nächsten Zypressen Foto Spot bei Monticchiello. Mittlerweile in Google Maps vermerkt, vor 10 Jahren noch ein einsamer Aussichtspunkt von einem Feldweg aus. Wir wiederholen uns … Sorry dafür … Aber früher … Na ja, lassen wir das. Entsprechend der Bekanntheit sind wir diesmal nicht allein. Auf (!) dem Auto nebenan (ein Fiat Panda) sitzen zwei modisch gekleidete junge Frauen mit Hut und lächeln vor dem Hintergrund der Zypressen gesäumten Straße in die Kamera. Wir überlegen uns kurz wie die Mietwagenfirma reagiert, wenn sie als Grund für eine gequetschte Armlehne an den Hintertüren zu hören bekommt „das ist passiert als wir aufs Dach gestiegen sind“. Nun ja, Mietwagen von heute … Aber ja, lassen wir das. Die Zypressen -Allee, die sich den gegenüberliegenden hügel hoch schlängelt ist übrigens immer noch definitiv einen Umweg wert. Falls man sie nicht eh schon direkt in der Reiseplanung verankert hat.
Nachmittags bummeln wir durch Montepulciano und genießen die Aussicht (ja, wieder ein Örtchen oben am Berg) auf die typische toskanische Landschaft rundherum.
Auf dem Rückweg nochmal Zypressen Alleen (einige der bekannteren mittlerweile mit Schranke oder Kette an der Einfahrt gesichert) und hügelige Landschaft im goldgelben Licht der untergehenden Sonne. Natürlich auch hier nicht ohne die schick gekleideten Selfie Touristen, die sich für diverse Social Media Plattformen in Szene setzen. In dieser Szene in einem Fiat Cinquecento mit Cabrio Dach, quer in die Einfahrt zu einem Agriturismo drapiert. Da hatten es die Mädels in den holländischen Tulpenfeldern im Frühling noch einfacher. Sie müssten weder auf ein Autodach klettern noch sich durch das Cabrio-Dach winden.
Als die Sonne schon tief steht versuchen wir nochmals unser Glück an einem kleinen Zypressen-Hain, der effektvoll durch das warme Licht in Szene gesetzt wird. Jedoch, wir bekommen keinen Parkplatz. So fahren wir also weiter, nehmen eine Nebenstraße und finden noch eine schöne Reihe von Zypressen, die aufgereiht auf einem Hügel stehen und gegen die untergehende Sonne ein nettes Scherenschnitt-Muster abgeben.