Wenn man sich die Verteilung unserer Reisen 2019 ansieht, so könnte man die erste Jahreshälfte als „Aufwärmen“ betrachten. Es waren einige kurze Trips dabei mit teilweise einzigartigen Erlebnissen (der Sonnenuntergang über den Wolken auf dem Pico do Arieiro in Madeira) und überraschenden Einsichten und Ansichten (wie die Reise nach Mähren, in Tschechien).
Zum Beginn der zweiten Jahreshälfte stand wieder einmal der Norden auf dem Programm. Es ging nicht ganz so hoch in den Norden wie im Jahr zuvor auf die Lofoten, aber mit Stockholm und den Faröer Inseln kam schon etwas nordisches Flair auf. Um die Zeit zwischen den Faröer Inseln und Neuseeland zu überbrücken haben wir noch ein langes Wander-Wochenende im Karwendel eingeschoben. Und mit Neuseeland (inklusive dem zweiten Frühling im Jahr 2019) und Singapur hatten wir den Höhepunkt unseres Reisejahres ganz am Schluss. Aber erst einmal der Reihe nach …
Stockholm
Das erste Mal sind wir vor ein paar Jahren in Stockholm gewesen. Die Stadt und die Gegend drumherum haben uns sofort in ihren Bann gezogen. Wir haben Stockholm als eine der lebenswertesten Städte erlebt, die wir bisher auf unseren Reisen besuchen konnten. Eine wunderschöne, entspannte Stadt, direkt am Wasser gelegen, mit vielen leckeren Restaurants und netten Menschen. Somit war klar, dass wir auf jeden Fall wieder kommen werden. Und dieses Jahr war es dann soweit.
Wir hatten nur ein langes Wochenende, aber das hat schon gereicht um den Eindruck vom letzten Mal weiter zu vertiefen. Wir verbrachten ein paar wunderbare Sommertage in Schwedens größter Stadt. Wir haben uns Fahrräder ausgeliehen, sind damit durch den Djurgården gefahren und haben so auch entlegenere Ecken entdeckt. Mit dem Schiff ging es hinaus in die Schären vor Stockholm (wo wir Zeuge davon wurden, wie man seine Drohne besser nicht von einem kreuz und quer fahrenden Schiff aus starten lassen sollte). Und haben uns wieder einmal überlegt, in welches dieser Häuschen auf den kleinen Inselchen, mit dem obligatorischen Bootssteg davor, wir am liebsten einziehen würden. Ein Besuch in der Fotografiska durfte natürlich nicht fehlen und einen ganz besonderen Abend haben wir in der Tunnelbana verbracht. Wir sind dort von Station zu Station gefahren und haben die künstlerisch gestalteten U-Bahn-Stationen bewundert. Auch so kann man einen Abend in Stockholm zubringen. Wobei die lauen Sommerabende auf der Rooftop-Bar unseres Hotels mit Blick auf Gamla Stan und Södermalm durchaus auch ihren Reiz hatten.
Faröer Inseln
Als wir vor etlichen Jahren die ersten Bilder vom See Sørvágsvatna gesehen haben, wie er von steilen Klippen eingerahmt über dem Meer zu schweben scheint, war es noch gar nicht so einfach heraus zu finden, auf welchen Inseln diese Bilder entstanden sind. In letzter Zeit hat man eher das Gefühl, er ist einer der meist fotografierten Seen auf Instagram. Die Faröer Inseln scheinen gerade voll im Trend zu liegen. Nicht zuletzt, wegen Instagram, Facebook und den Bildern vom Sørvágsvatn.
Bevor den Faröer Inseln das gleiche Schicksal wiederfährt wie Island, wollten wir uns die Inselgruppe im Nordatlantik genauer ansehen.
Und es scheint, wir haben gerade noch die richtige Zeit erwischt.
Die „Freiheit“ einfach querfeldein über eine Wiese gen Gipfel zu wandern wird aufgrund der ansteigenden Touristenzahlen immer weiter eingeschränkt. Was vollkommen nachvollziehbar und gut ist, um die Natur zu schützen. Für manche Wanderungen muss man nun auch schon eine kleine Gebühr bezahlen oder einen Guide buchen.
Aber auch so sind die Faröer Inseln immer noch ein traumhaftes Ziel. Die grasüberzogenen Berge mit ihren zum Teil steil in’s Meer abfallenden Klippen, die verstreut liegenden kleinen Dörfer (hier ganz besonders Tjørnuvík) mit ihren bunten Häuschen und das rauhe Klima mit den ständig wechselnden Wetter- und Lichtstimmungen haben es uns schon angetan. Und rund um Mittsommer sind die Tage schier endlos. So konnten wir auch abends um halb elf noch zu kurzen Wanderungen aufbrechen. Ein paar unserer Highlights waren sicherlich Kalsoy mit seinem kleinen Leuchtturm, die Gegend ganz im Norden rund um Viðareiði und die bekannten Sehenswürdigkeiten auf der Insel Vágar (Gásadalur, Sørvágsvatn, …). Und: wir haben auf Mykines endlich Papageientaucher in freier Wildbahn erleben können. Darauf haben wir und schon seit unserem Trip nach Island gefreut.
Bleibt zu hoffen, dass den Faröer Inseln der ganz große Overtourism, wie er sich auf Island in den letzten Jahren entwickelt hat, erspart bleibt und sie sich auch in Zukunft noch ihren Charme und ihre Identität bewahren können.
Mittenwald
Ein verlängertes Wochenende in den Bergen. Wie lange wollten wir das schon wieder machen. Häufig sind „ein paar Tage in den Bergen vor unserer Haustür“ dann doch im letzten Moment noch Reisezielen zum Opfer gefallen, die etwas weiter weg waren. Dieses mal hat das Wetter gepasst, wir waren etwas flugmüde und hatten in Mittenwald ein nettes Appartment gefunden. Somit waren die Grundvoraussetzungen für ein schönes Wochenende schon mal gelegt. Neben ein bisschen Wandern im Karwendel haben wir noch die Leutasch-Klamm mit der Geisterklamm besucht, waren abends lecker essen und haben (ganz untypisch für uns) einen Nachmittag auf einer Wiese am Walchensee verbracht. Wie gesagt, das Wetter war super und wir haben den Wolken am Himmel dabei zugesehen wie sie langsam im Wind ihre Formen verändert haben und haben dabei in Erinnerungen an unsere Münchner Zeit geschwelgt, als wir noch regelmäßiger in den Bergen rings um den Walchenee unterwegs waren.
Und ein wenig Reiseplanung für unseren nächsten Trip haben wir nebenbei auch noch erledigt. Denn nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub … und manchmal ist eben auch schon im Urlaub vor dem nächsten Urlaub.
Neuseeland & Singapur
Die Eindrücke von vier Wochen Neuseeland in ein paar Zeilen zu verpacken ist schier unmöglich (deswegen gibt’s dazu auch zwei extra Posts zur Neuseeland Nordinsel und Neuseeland Südinsel). So unterschiedlich waren die Landschaften, die Erlebnisse und die Eindrücke. Zugegeben, wir waren etwas skeptisch als wir nach Neuseeland aufgebrochen sind. Klar, wir wollten dort schon immer mal hin. Aber, ist es wirklich dieser „Trip of a Lifetime“ wie wir es so oft im Voraus von Freunden, Bekannten und dem Internet erzählt bekommen haben? Sind die Fjorde Norwegens nicht beeindruckender? Der Vulkanismus auf Island größer und vielfältiger? Und die Alpen vor der Haustür nicht eh höher und wilder als die Alpen der Südinsel Neuseelands?
Egal, wenn man einmal dort ist packt einen dieses Land. Nicht nur wegen der Landschaften. Auch wegen der Menschen. Dem Lebensgefühl. Und der Gelassenheit.
Und doch waren wir froh, im neuseeländischen Frühling dort gewesen zu sein. Nicht zur Hauptreisezeit im Sommer. So waren die Straßen etwas leerer, einsame Plätze noch relativ einsam und so wurden es vier unvergessliche Wochen.
Mit dem i-Tüpfelchen Singapur am Ende unseres Trips. Leider waren es nur zwei kurze Tage. Aber es war einfach schön, wieder einmal dort zu sein. Bis zum nächsten Wiedersehen, Singapur …
Mittlerweile ist es Mitte April 2020. Die Welt hat sich verändert. Reisen ist zur Zeit nicht wirklich möglich. Und eigentlich steht Reisen momentan auch recht weit unten auf der Prioritäten-Liste. Wann es wieder möglich und angemessen sein wird, mag zur Zeit keiner wirklich zuverlässig zu prognostizieren. Im Rückblick wirken unsere Reisen des letzten Jahres fast ein bisschen surreal. Wir sind von den Faröer Inseln im Norden bis Neuseeland auf der Südhalbkugel gereist. Konnten nach Stockholm fliegen, ohne dass jemand unseren Ausweis sehen wollte.
Und aktuell können wir nicht einmal einfach so nach Österreich zum Wandern (nicht mal mit einem Reisepass). Selbst die bayrischen Berge sind schon fast unerreichbar.
Wir sind sehr gespannt, wie das Virus unser Reisen und unser Leben verändern wird. Werden wir in Zukunft bewusster Reisen? Werden wir es wieder mehr schätzen, keine Grenzen innerhalb Europas zu haben? Wird sich überhaupt etwas ändern? Zumindest eines haben wir an uns selbst schon feststellen können: Es ist nicht mehr so selbstverständlich, einfach mal nach Stockholm, San Francisco und Singapur zu fliegen (das war seinerzeit 2016). Vielleicht besinnen wir uns auch wieder eher auf das, was wir vor der Haustür haben, konzentrieren uns wieder mehr auf lokale Schönheiten.
Und freuen uns dann auch wieder umso mehr, wenn wir wieder weit weg fliegen können.