2022 war das Jahr, in welchem wir Europa im Auto erkundet haben. Und wenn man dem Jahr einen Hashtag vergeben müsste (man könnte ja manchmal den Eindruck gewinnen, dass man so ziemlich alles und jedem einen Hashtag vergeben muss), wäre dieser wohl ganz banal #roadtrip geworden.
Über 35.000 gefahrene Kilometer. Verteilt auf Deutschland, Österreich, Dänemark, Norwegen, Schweden, Holland, Schweiz, Italien, Frankreich. Covid 19 in Norwegen. Eine gebrochene Frontscheibe in der Schweiz. Zehntausende geknipste Bilder. Zwei dutzend gefahrene Passstraßen in den Alpen, den Pyrenäen und in norwegischen Bergen.
So oder so ähnlich könnte eine knappe Zusammenfassung unserer Reisen im Jahr 2022 lauten. Es war auf jeden Fall das Jahr der Roadtrips. Dass wir viele Kilometer fahren würden, war uns schon zu Anfang des Jahres bewusst. Dass es so viele werden würden? Hat uns am Ende selbst überrascht. Es wurde dann auch unerwarteterweise eines der Jahre mit den meisten Reisetagen. Es war ein ziemliches Hin und Her. Zwischendurch auch immer mal wieder recht hektisch. Am Ende waren wir aber doch überwältigt von unterschiedlichsten Eindrücken, die wir erst einmal verarbeiten mussten. Vielleicht hat es auch deswegen bis in den April des Folgejahres gedauert, bis wir unseren Jahresrückblick zusammen geschrieben hatten.
Was war passiert? Das Jahr begann ziemlich nach Plan. Nach einem Winterwanderwochenende am Achensee folgten zwei Reisen nach Holland. Die erste mit dem Fokus Tulpenblüte, ein paar Wochen später die zweite, bei der wir uns eher Städte, Schlösser und Strände angesehen haben. Es folgte eine kurzes Wochenende in Erfurt. Im Mai wollten wir dann wieder einmal den Versuch unternehmen, auf’s Jungfrau Joch zu fahren und haben uns für ein paar Tage in einem Appartment in Interlaken eingemietet. Wir hatten ein paar schöne Tage, sind jedoch wieder nicht auf’s Jungfraujoch hoch gefahren. Aller guten Dinge sind drei. Im Nachhinein hatte es sich hier vielleicht schon angedeutet, dass die nachfolgenden Reisen etwas ungemütlich werden könnten. Im Juni hatten wir dann nach über 100 gemeinsamen Reisen unsere erste Reise, welche wir vorzeitig abbrechen mussten. Nach knapp einer Woche hatten wir uns beide in Norwegen mit einer damals noch allgegenwärtigen Virusinfektion infiziert, welche ein jähes Ende für den Urlaub bedeutete.
Aber, das Jahr war ja gerade erst zur Hälfte vorüber, da blieb noch genügend Potential für weitere Reisen. Dachten wir uns, und haben uns die Bretagne als nächstes Reiseziel ausgesucht. Die allerdings zur geplanten Zeit unter einer einzigen riesengroßen Regenwolke zu verschwinden drohte. Weswegen wir uns eher dem südlichen Teil Frankreichs hingezogen fühlten. Und haben uns demzufolge auf den Weg in den Südwesten Frankreichs gemacht: Pyrenäen, Perigord, ein bisschen Burgund. Nun ja, weit sind wir nicht gekommen: Auf einer Autobahn kurz hinter St. Gallen haben wir uns einen Steinschlag in der Windschutzscheibe eingefangen, der nichts Gutes verhieß. Eine schnelle Analyse in der Werkstatt hat ergeben, dass die Scheibe wohl keine zwei Wochen Südfrankreich überstehen würde. Ergo: Urlaubsabbruch Nummer zwei in diesem Jahr. Wieder zurück auf Los und mit einer neuen Windschutzscheibe einen zweiten Versuch nach Südfrankreich gestartet. Da es aber noch ein paar Tage benötigt hat, bis die neue Scheibe bestellt werden konnte haben wir uns die Wartezeit am Genfer See vertrieben.
Zum Abschluss des Jahres gab es dann noch zwei Reisen nach Bella Italia. Einmal in die Toskana mit einem sehr lohnenswerten Abschluss im Engadin. Und ein paar Wochen später, quasi zur Entspannung nach den ganzen Irrungen und Wirrungen unserer diesjährigen Reisen, ein paar sonnige Tage in Südtirol.
Aber jetzt noch einmal von vorne, der Reihe nach und mit Bildern. Los ging’s wie geschrieben mit einem Wochenende am verschneiten Achensee
Achensee – Winterwandern unter Frühlingssonne
Anfang des Jahres waren wir auf der Suche nach einem netten Ort für ein paar entspannte Schnee-Wanderungen am Wochenende. In unserer Münchner Zeit sind wir im Sommer öfters am Achensee gewesen. Warum nicht auch einmal im Winter? Ja, warum eigentlich nicht. Es gibt dort einige gekennzeichnete Winterwanderwege. Im Tal entlang, ohne viele Höhenmeter, z.B. zur Gramai-Alm oder hoch auf den Berg mit Aussicht über den Achensee und die umliegenden Berge, wie z.B. entlang der Rodelstrecke auf den Zwölferkopf.
Ein guter Start in unser „Höhentraining“. Das Ziel: Fit zu werden für Wanderungen in Norwegen.
Hier gibt’s weitere Eindrücke von unserem sonnigen Winterwochenende am Achensee.
Holland – Teil 1: Tulpen, Tulpen & Tulpen
Es ist eine dieser Reisen, die wir schon seit Jahren machen wollten, und irgend etwas ist immer dazwischen gekommen. Nachdem dieses Jahr das Jahr der Roadtrips werden sollte, haben wir uns also auf den Weg von Süddeutschland aus nach Harleem in den Niederlanden gemacht um für ein paar Tage die Tulpenblüte zu fotografieren. Genau genommen nicht nur Tulpen, sondern alles, was zu dieser Jahreszeit noch bunt ist und geblüht hat. Also auch Narzissen, Hayzinthen, … ein Mensch mit einem grünen Daumen hätte sicherlich noch mehr blühende Pflanzenarten auf den Feldern identifizieren können. Das Mekka der Tulpenblüte ist natürlich der Keukenhof. Der ohne Zweifel beeindruckend ist und sich mit anderen „Blumenparks“ wie der Insel Mainau im Bodensee ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den buntesten Park zu liefern scheint. Faszinierender aber fanden wir die Felder, auf denen Tulpen angebaut werden (und Narzissen, Hyazinthen, …). Gerade im Norden Hollands und im Noordoostpolder finden sich unzählige davon. Vor allem von oben betrachtet waren diese bunten geometrischen Muster beeindruckend. Und was gab es sonst noch, außer Blumen? Schafe auf der Insel Texel, Meer & Strand in Scheveningen und natürlich Windmühlen.
In unserem nächsten Trip nach Holland, der nur ein paar Wochen später stattfinden sollte, haben wir uns dann auch noch anderen Facetten der Niederlande gewidmet.
Bunte Bilder mit vielen Blumen findet ihr in unseren Berichten zu dieser Holland-Reise.
Holland – Teil 2: Städte, Schlösser (und ein paar Tulpen)
Ein paar Wochen später ging es für uns schon wieder nach Holland. So kurz hinter einander sind wir noch selten in ein anderes Land gereist (Österreich und die Schweiz einmal ausgenommen). Dieses Mal lag der Fokus jedoch nicht auf Tulpen (interessanterweise war deutlich zu erkennen, wie sich die Blumen in nur wenigen Wochen verändert haben). Auf dem Programm standen Städte wie Den Haag, Rotterdam und Delft. Ein Besuch im Europoort, dem Hafen von Rotterdam gehörte ebenso dazu wie die Besichtigung einiger Schlösser. Die größte architektonische Überraschung des Jahres war sicherlich das neu eröffnete Depot Boijmans Van Beuningen. Sowohl von der Form und der spiegelnden Fassade als auch vom Konzept ein faszinierendes Museum. Wenn wir das nächste Mal in Rotterdam sind, schauen wir’s uns sicherlich auch noch von Innen an. Architektonisch betrachtet ist Rotterdam sicherlich eine der interessantesten Städte Europas. Die Zeitung „Die Welt“ titelte einst „Eine Spielwiese für verrückte Architektur“. Zu nennen wären hier noch z.B. die neue Markthalle, die Kubus-Häuser oder De Rotterdam
Erfurt – Ein langes Wochenende in Thüringens Hauptstadt
Ein Wochenendtrip führte uns anschließend nach Erfurt. Warum Erfurt? Weil wir dort noch nicht gewesen waren. Die Stadt ist richtig schön, mit dem Domplatz, der Krämerbrücke und einer netten Innenstadt mit vielen Cafés und Restaurants. Als wir dort waren fanden auf der Festung Petersberg Konzerte statt. Gute Musik mit einem schönen Blick über die Altstadt ist eine super Kombination. Die Gegend rund um Erfurt haben wir dann auch noch ein wenig erkundet. Weimar durfte natürlich nicht fehlen mit Goethes Gartenhaus und dem Bauhaus-Museum. Ein kurzer Abstecher führte uns nach Gotha und auf der Heimfahrt sind wir noch in Rothenburg ob der Tauber kurz rausgefahren für einen Spaziergang in der blauen Stunde…. und dann war das Wochenende auch schon wieder vorbei.
Und nicht zu vergessen: natürlich haben wir auch noch beim Sandmännchen vorbei gekuckt.
Interlaken – Berge, Seen … und mehr als nur das Jungfrau Joch
Ein langes Wochenende im Mai führte uns in’s Berner Oberland, nach Interlaken. Die Region rund um Interlaken hat so einiges zu bieten. Das Lauterbrunnen Tal mit seinen steilen Felswänden und den Wasserfällen, der Oeschinensee ist nicht weit und mit Eiger, Mönch und Jungfrau stehen drei der eher bekannteren Berge in Sichtweite des Stadtkerns. Vor ein paar Jahren waren wir bereits hier um mit der Bahn auf’s Jungfrau Joch hoch zu fahren. Ein starker Fön-Einbruch hat uns damals einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Jungfrau war dieses Mal nicht der einzige Grund, weswegen wir hierher gefahren sind. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Wir sind auch dieses Mal nicht hoch gefahren. Statt dessen waren wir Wandern am Oeschinensee, sind beim Nobelhotel Giessbach die gleichnamigen Giessbachfälle hoch gelaufen und sind durch die Aare-Schlucht mit ihrem türkisblauen Wasser gewandert. Zwischendurch waren wir in Grindelwald, Iseltwald und haben uns die Örtchen rund um die Seen angesehen. Durch Zufall haben wir spontan erfahren, dass zu bestimmten Zeiten der Staubbachfall in der Dämmerung angestrahlt wird. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Insgesamt sind wir in den Tagen im Berner Oberland viel rumgekommen, haben viel gesehen aber so eine richtig runde Sache war es irgendwie dann doch nicht. Wir werden sicherlich nochmals wieder kommen, da es noch so einiges zu erwandern gibt in dieser Region. Für den Moment aber machten wir uns wieder auf den Heimweg, denn der nächste große Urlaub war nicht mehr allzu weit weg und die Vorfreude darauf entsprechend groß.
Was man bei durchwachsenem Wetter im Berner Oberland machen kann beschreiben unsere Artikel zum Berner Oberland.
Norwegen – Eine viel zu kurze Reise
Zehn Jahre nach unserer ersten Norwegen-Reise wollten wir wieder in eines unserer absoluten Lieblingsländer aufbrechen. Nachdem wir auf den letzten Reisen die Lofoten im Sommer und im Winter erleben konnten, wollten wir uns nun nochmals den südlichen Teil vornehmen. Das Fjordland hatten wir bei unserer ersten Reise bereits „erforscht“. Nun wollten wir die weißen Flecken von damals schließen. Auf dem Weg nach Norwegen hatte Dänemark noch so einiges zu bieten. Skagen, wo sich Nord- und Ostsee treffen, eine im Sand versunkene Kirche und den Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr, welcher hoch auf eines Sanddüne an der Westküste Dänemarks dem Wind und den Gezeiten trotz (und der erst vor ein paar Jahren knapp 80 m in’s Landesinnere geschoben werden musste, weil Wind und Gezeiten doch sehr an der Sanddüne nagen, auf der er steht).
Die Liste dessen, was wir in Norwegen erleben wollten, war lang. Wir wollten den Besseggen Grat wandern (der leider noch zu tief im Schnee lag), wollten die Trolltunga einmal mit eigenen Augen sehen und eine der schönsten Wanderungen, das Husedalen, wollten wir bis ganz zum Ende laufen.
Nun ja, wir haben viel gesehen. Sind einige schöne Landschaftsrouten gefahren (inklusive einer Schotterpiste, in der unser neues Auto gleich mal zeigen durfte, was in ihm steckt), haben Papageientaucher auf Runde gesehen (geplant) und Bisons aus nächster Nähe im Dovrefjell Nationalpark (ungeplant) und haben natürlich wieder ein paar Hurtigruten-Schiffe und Leuchttürme gesehen. Auch einige Orte, an denen wir schon vor 10 Jahren waren, haben wir nochmals besucht: Oslo, den Geiranger Fjord mit der Dalsnibba und den Trollstigen.
Leider hat uns, als wir gerade an unserem nördlichsten Punkt der Reise in Trondheim waren, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch diese allgegenwärtige Virusinfektion erwischt. Was zu einem recht abrupten Urlaubsabbruch geführt hat. So mussten wir nach nur einer Woche den Fokus der Reise etwas anders setzen. Die Gegend rund um Odda mit den ganzen Wanderungen planen wir nun für die nächste Norwegenreise ein. Dann vermutlich im Herbst, denn diese Jahreszeit haben wir in Norwegen bisher noch nicht erleben dürfen.
Alle unsere Erlebnisse bis zum Abbruch der Reise findet ihr in unseren Artikeln über Norwegen.
Das waren unsere ersten Reisen in der ersten Jahreshälfte 2022. Nach dem unerwarteten Abbruch der Norwegen-Reise waren noch einige Urlaubstage übrig, die in der zweiten Jahreshälfte mit Leben gefüllt werden wollten. Waren die Reiseziele bisher meist im Norden gelegen, orientierten wir uns für den Rest des Jahres eher gen Süden. Südfrankreich mit den Pyrenäen an der Grenze zu Spanien, die Toskana mit dem Val d’Orcia, Siena und einem Abschluss im Engadin, und Südtirol waren nur ein paar der Reiseziele, die wir in 2022 noch erleben durften. Mehr dazu gibt es im zweiten Teil unseres Jahresrückblicks 2022. Viel Spaß beim lesen und inspirieren lassen.