Nach zwei Tagen wandern, gönnen wir uns heute eine Pause. Das Wetter ist auch eher grau in grau. Nur selten spitzt die Sonne zwischen den Wolken hervor. Wir fahren eine kleine Passstraßen-Rundtour – vorbei an den drei Zinnen, dem Misurina See über den Falzarego Pass nach Cortina d’Ampezzo und vorbei an Stern zurück nach Bruneck.
Aber fangen wir erstmal am Anfang an: Einem Abstecher zum Pragser Wildsee. Bei dem Wetter und in der Vorsaison wollen wir unser Glück probieren und ohne Stau zum See zu kommen. Wir kommen zügig durch. Die ersten Parkplätze sind noch leer, das macht Hoffnung. (Unsere Erinnerung vom letzten Mal ist noch sehr präsent im Gedächtnis, an den Stau und die vollgepackten Seitenstreifen, schon Kilometer vor dem See). Für’s Parken zahlen wir 7 Euro – egal wie lange man bleiben will. Am See dann lautes Sprachen-Gewirr, gefühlt sind alle Kontinente gut vertreten. Zurufe für gemeinsame Fotos und Selfies. Ein paar vereinzelte sind auch extra in schicken Klamotten und mit Fotograf angereist. Auf dem See wird fleißig gerudert, das gehört zum Erlebnis. Ebenso der fettige Duft von Pommes gemischt mit verschiedenen Parfümnoten. Und alles für das eine Bild… Vom perfekten See mit perfektem Bootshaus vor hohen, rauen Bergen. Was wird wohl nach dem Instagram-Ruhm kommen, wenn die Menschen zu neuen Zielen aufbrechen? Wird der See seine Berühmtheit jemals wieder los werden? Oder wird es ihm irgendwann so gehen wie dem Moraine lake in Kanada, dessen Besuchsmöglichkeiten immer weiter eingeschränkt wurden, sodass man ihn ab diesem Jahr nur noch mit einem Bus-Schuttle erreichen kann?
Nicht falsch verstehen: Wir reisen ebenso gerne an schöne Orte, machen Fotos, schreiben nebenher einen Reiseblog. Und sind somit selbst Teil des „Problems“. Aber wir versuchen uns so gut es geht „unauffällig“ zu verhalten und nicht aufdringlich zu sein. Als Reisende dringen wir auch immer wieder in Lebensräume anderer ein. Sei es Mensch oder Natur. Und das ist zu respektieren. Wir fänden es schließlich auch nicht allzu prickelnd, wenn wildfremde Menschen durch unseren Garten laufen würden oder von unserer Terrasse ungefragt Bilder machen würden. Deswegen: Genießen und Schweigen.
Blendet man dies alles mal aus ist der See wunderschön mit türkis grüner, glatter Oberfläche. Die schroffen Berge, in verschiedenen Grautönen, gemixt mit Ocker, teils bedeckt von weißem Schnee. Gedanklich stellen wir uns Ruhe, Einsamkeit und Stille vor. Natur pur. Ein schöner Ort, der unbedingt erhalten werden sollte.
Die Wolken ziehen weiter zu, es beginnt zu nieseln. Die drei Zinnen kann man heute von unten nur erahnen. Wir hatten ja schon vor einigen Jahren unser „Drei Zinnen Erlebnis“. So fahren wir heute einfach weiter. Am Misurina See stoppen wir kurz. Ein schöner Bergsee mit herrlichem Panorama und dem berühmten Hotel am anderen Ende des Sees. Welches auch eine gewisse Berühmtheit in sozialen Medien erlangt hat. Für einen Moment lässt sich sogar die Sonne blicken.
Über den Falzarego Pass fahren wir weiter nach Cortina d’Ampezzo. Der Straßenbelag macht die Fahrt zu einem kleinen Abenteuer, doch wird an einigen Stellen gebaut und ausgebessert. Schon die Vorbereitung für Olympia 2026?
Hoch oben am Pass liegt noch Schnee rechts und links der Straße. Bei 2 Grad Celsius und Wind, ist auch hier der Aufenthalt eher kurz (zumindest außerhalb des Autos). Doch die Aussicht lohnt das warme anziehen.
Über das uns bereits bekannte Stern schlängeln wir uns über schöne, kurvige Straßen zurück nach Bruneck.