Nach dem doch etwas unbeständigen Tag gestern sind wir gespannt, wie sich das Wetter heute entwickelt. Wir haben eine Jeeptour zur Askja ins Hochland gebucht. Unser Guide fährt in seinem großen Jeep vor und wir steigen begeistert voller Vorfreude ein. Nach kurzer Zeit biegen wir auf eine F-Piste ab. F-Pisten dürfen nur mit bestimmten Autos – allradgetriebenen Jeeps – befahren werden.
Unser Guide Jonas steigt aus, läuft einmal rund um das Auto und öffnet die Ventile an den Reifen. Wir schauen skeptisch – aber er erklärt uns, dass man mit weniger Luft in den Reifen ein angenehmeres, weicheres Fahrgefühl auf den unebenen Straßen hat. Etwas holpriger, aber dennoch sehr spannend fahren wir weiter über die Piste immer weiter gen Hochland. Jonas ist ein begeisterter Autofahrer und genießt die Fahrt sichtlich. Mit 580 PS und knapp über 100 km/h über eine isländische Hochlandpiste zu heizen hat schon was… da würde man gerne selber hinter’m Steuer sitzen 😉
Das Wetter wird immer besser, die Sonne kommt mehr und mehr raus. Bei der ersten Furt angekommen, steigt unser Guide wieder aus und prüft, wie er durch den Fluss fahren kann. Inmitten des Fluss bleibt er kurz stehen und zeigt uns den Ausblick auf den Berg Herðubreið.
Herðubreið ist einer der wichtigsten Berge für die Isländer. Und wir haben wohl besonderes Glück, denn normalerweise hängt die Bergkuppe in Wolken – wir sehen die Spitze. Unser Guide meinte dann nur, dass wir gutes Wetter zu erwarten haben, denn die „Queen“ (also der Berg) ist „naked“. 😉
Nach einer Stunde weiterer Fahrt über Schotterpiste durch Furten und immer kargere Landschaft halten wir wieder – mitten im Nirgendwo. Wir lassen ein weiteres Mal Luft aus den Reifen. Und fahren dann über Schnee weiter bergan. Die Fahrt fühlt sich ein wenig wie ein schaukelndes Schiff an.
Bei herrlichem Sonnenwetter steigen wir aus – ohne Sonnenbrille sieht man hier wirklich nix. Die Landschaft ist schneebedeckt, es gibt keine Bäume, nur das weiß vom Schnee und das blau vom Himmel – und ab und zu ein erloschene Lava, die aus dem Schnee ragt.
Nach gut einer Stunde Fußmarsch durch den Schnee erreichen wir Askja. Wir stehen vor einem kleinen tiefen Kratersee (Viti) und können kaum glauben, dass das Wasser so warm ist, das man darin baden kann. Direkt dahinter ist ein riesiger See – mit kaltem Wasser: der eigentliche Kratersee der Askja.
Nachdem wir einmal um Viti herum gelaufen sind geht’s wieder zurück durch den Schnee zum Auto. Die Sonne verschwindet so langsam, der Himmel färbt sich gelblich und wir sehen Herðubreið kaum noch. Ein Sandsturm. Es sollte das letzte Mal sein, dass wir für heute die Sonne gesehen haben.
Als wir den Schnee hinter uns gelassen haben holt Jonas den Kompressor raus und pumpt wieder etwas mehr Luft in die Reifen. Zu wenig Luftdruck ist nicht gut für die Reifen.
Es zieht immer mehr zu, man sieht weniger und weniger. Unser Guide klärt uns auf, dass es sich nicht um Wolken handelt, sondern um einen Sandsturm. Wir befinden uns in der größten Wüste Europas. Und genau da mitten rein fahren wir weiter. Beim nächsten Halt sind wir wieder froh an unseren Sonnenbrillen. Allerdings dieses Mal nicht wegen der Sonne, sondern weil sie unsere Augen zumindest ein wenig vor dem Sand schützen. Man fühlt sich ganz schön verloren in so karger, einsamer Landschaft. Wir begegnen kaum noch Autos. Unser Guide ist fröhlich und fährt zügig über die Sandpiste weiter. Wir überqueren hier mal eine Brücke, sehen da vereinzelte Abzweigungen, haben Ausblick auf den größten Gletscher Europas der sich schemenhaft durch den Sand abzeichnet.
Am späten Nachmittag erreichen wir dann wieder die Zivilisation – kehren in Islands höchst gelegenem Café ein und freuen uns über die heiße super leckere Lamm-Suppe.