Unsere Fahrt führt über die Ringstraße weiter in Richtung Osten. Hier ist die Ringstraße teilweise noch nicht geteert, sondern nur eine Schotterpiste. Egilsstaðir ist ein größerer Ort (mit Islandmaß gesehen) mit verschiedenen Supermärkten. Man merkt, das hier ein Hafen in der Nähe sein muss: Es gibt eine große Obst- und Gemüseauswahl.
Nachmittags fahren wir nach Bakkagerði, das Zuhause der Elfenkönigin – so sagen es zumindest die Isländer. Ein kleines unscheinbares Örtchen am Meer. Jedenfalls ist die Fahrt dahin schon ein Erlebnis. Es geht über eine Schotter-Pass-Straße, bei neblig, nieseligem Wetter. Teilweise ist die Piste seitlich etwas ausgebrochen, teilweise neu geschottert, enge Kurven. Die Berglandschaft ist faszinierend. Karge, aber dennoch bunte Landschaften, hier und da ein kleiner Wasserfall links und rechts der Piste. Die Fahrt dauert eine Stunde und wir erreichen ohne ein weiteres Auto gesehen zu haben Bakkagerði.
Am nächsten Tag hat sich das Wetter noch nicht verändert. Es ist noch immer wolkenverhangen und neblig-nieselig. Aber wir sind ja in Island und wir wollen zu einem einmaligen Wasserfall. Also rein in den Zwiebellook – mit Regenjacke und -hose als Oberschicht und los. Am Parkplatz angekommen, sieht man noch nicht viel vom Wasserfall. Wir gehen ein Stück bergauf und sehen nun, warum der Hengifoss uns empfohlen wurde. Er fällt über zwei hohe Stufen in einem schmalen geraden Fall nach unten. Wir gehen weiter aufwärts (nun wirds auch so langsam warm in unseren Zwiebellook-Schichten). Der Wind pfeift uns ganz schön um die Ohren und wir halten Abstand zur Abbruchkante. Am Fuß des oberen Teils des Wasserfalls sieht man, dass er über Vulkangestein fällt. Wir sind ganz alleine dort. Echt beeindruckend.
Unsere Fahrt geht nachmittags weiter zum Kárahnjúkar Damm. Ein hochgelegener Staudamm in der Nähe von Egilsstaðir. Die Fahrt führt uns wieder durch Nebelschwaden eine Passstraße hinauf – diesmal geteert, da sonst die schweren Baumaschinen nicht zum Damm gebracht werden hätten können. Am Staudamm angekommen treffen wir auf einige wenige andere Touristen, die sich trotz des nass-kalten Wetter hier hoch verirrt haben. Der Wind geht durch unsere Kleidung durch und mich frierts nur noch. Aber wenn wir schon mal da sind, machen wir natürlich auch Fotos und laufen einmal über den Damm. Die Staumauer hat gewaltige Ausmaße – kaum vorzustellen, welche Wassermassen sie zu bewältigen hat. Und irgendwie sieht alles ein bisschen unwirklich aus: Dieser riesige Staudamm mit seinen betonierten Überlaufbecken inmitten der unwirtlichen Landschaft des isländischen Hochlands.
Zurück in unserer Unterkunft brauche ich erst mal eine warme Dusche.
Nach dem Abendessen machen wir noch einen kleine Abstecher (mal wieder über eine geschotterte Passstraße – aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran) nach Seyðisfjörður. Ein kleines Dörfchen an der Ostküste. Allerdings kommt hier die Autofähre vom europäischen Festland an (was in Anbetracht der Schotterpiste über die wir hergefahren sind kaum vorstellbar ist…). Der Ort selbst wirkt eher verschlafen, die bunten Häuschen eingebettet in die karge Berglandschaft ein wenig fehl am Platz. Man kann sich durchaus vorstellen, wie der Ort zum Leben erwacht, wenn eine Fähre ankommt und damit plötzlich Menschen (und Auto) -Massen sich durch den Ort bewegen.
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