Die letzte Nacht war vermutlich die bisher kälteste, die wir erleben konnten. Bei weit unter -25 Grad standen wir auf einem finnischen See (zugefroren) und haben Polarlichter fotografiert. Es waren nicht die spektakulärsten, die wir bisher sehen könnten, aber die Temperaturen haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und so war doch eine gewisse Anspannung zu spüren, als wir am nächsten Morgen die Kamera dad erste mal wieder anschalteten. Und kurz darauf Erleichterung, als klar war, dass alles noch funktioniert. Kaum zu glauben, dass wir gestern noch Polarlichter am sternenklaren Himmel bewundern konnten. Heute ist es einfach nur wolkig und grau. Dafür auch wieder wärmer mit „nur“ -8 Grad.
Heute ist unser letzter Tag in Ivalo und bevor es weiter nach Levi geht wollen wir endlich mal mit einem Snow Mobile durch die finnischen Wälder „gleiten“. In Saariselkä haben wir einen Verleih für Snow Mobiles gefunden. Nach einer kompakten Einführung in die Bedienung und ersten zaghaften Fahrversuchen auf einem Parkplatz geht’s los auf die präparierten Tracks. Für Snow Mobiles gibt es spezielle Routen, welche mit einem normalen Auto Führerschein befahren werden dürfen. Auch hier gelten Regeln wie im Straßenverkehr: Tempolimits, Rechts-vor-links und auch an einem Kreisverkehr sind wir vorbei gekommen. Bei der Frage Fjell oder Wald entscheiden wir uns zuerst für das Fjell. Um dann oben am Berg festzustellen, dass die Sicht heute nicht wirklich viel taugt. Dafür gibt’s leichten Schneefall. Bei den aktuellen Temperaturen extrem fluffiger Neuschnee. Wieder unten angekommen fahren wir als nächstes in den Wald. Genau genommen auf Tracks, die durch den Wald führen. Offroad fahren ist strengstens verboten und nur mit einer speziellen Erlaubnis machbar. Ganz abgesehen davon, dass wir im tiefen Pulverschnee vermutlich keine 10 Meter weit kommen würden. Die Route durch den Wald ist Fahrspaß pur. Der Weg schlängelt sich durch die Winterlandschaft. Mal über kleine Brücken, dann wieder einen kleinen Hügel hoch … Bis auf ein paar Gruppen sind heute nicht viele unterwegs. Und so vergehen die zwei Stunden wir im Flug. Am Ende noch kurz mit dem Schneemobil an die Tankstelle um Benzin nachzufüllen und einen Kaffee mit Zimt Schnecke mitnehmen.







Für alle, die sich unsicher sind, einfach mal alleine loszufahren: Man kann natürlich auch eine Gruppen-Tour buchen und mit einem Guide über die Strecken fahren.
Dann geht es im „normalen“ Mietwagen auf zur nächsten Etappe des Tages. Abends wollen wir in Levi sein. Dorthin gibt es zwei Routen: die eine im Süden auf großen Straßen, die andere auf kleineren, abgeschiedenen Straßen im Norden. Wir entscheiden uns für den Norden. Die Strecke bis Inari auf der E75 kennen wir nun schon Recht gut. Die Gegend zwischen Inari und Levi gehört zu den abgeschiedensten im Norden Finnlands. Bald lassen wir die letzten Ortschaften hinter uns. Die Straße ist schneebedeckt. Den Abstecher in den Lemmenjoki Nationalpark kürzen wir ab: hier scheint alles im Winterschlaf zu sein. Bis auf das Schneeraumfahrzeug, welches spontan hinter einer Straßenkuppe auftaucht und kurz die winterliche Idylle stört. Die nächsten 150 Kilometer werden mit die einsamsten, die wir bisher gefahren sind. Die Fahrt ist eher monoton, manchmal auch monochrom. Die Straße weiß verschneit, die Bäume mit ihren hängenden Ästen teils schneebedeckt. Beruhigend und faszinierend zugleich. Uns kommen auf der gesamten Strecke 3 – 4 Autos entgegen (so genau wissen wir das nicht mehr). Wir sehen mehr Rentiere als Menschen. Aber so einsam es auch scheint, es gibt (fast) überall sehr gutes Netz und schnelles Internet (besser als teils an der A8 zwischen Ulm und München!). Die Straße zieht sich wie ein weißes Band durch die Landschaft. Die immer winterlicher wird. War der Winter rund um Ivalo eher kalt und rauh, wirkt die Landschaft hier lieblicher und verschneiter mit mehr Wald. Irgendwie so, wir man sich Finnland im Winter vorstellt. Als die Dämmerung eintritt nimmt der Schneefall zu. Und ein Ende der Straße ist noch nicht so wirklich in Sicht. Die einzigen Farbklekse in der Landschaft sind die blauen Straßenschilder alle 10 Kilometer, die noch die verbleibende Strecke bis Kittilä anzeigen. Zum Ende hin wird die Landschaft wieder hügelig und es gibt vereinzelte Häuser, die versprenkelt in der Landschaft liegen. Die Zivilisation hat uns wieder. Und rechts im Wald scheinen Autos unterwegs zu sein. Schnelle Autos … Zumindest den Lichtkegeln nach zu urteilen. Auch das ist eine Lappland driving experience: ein Blick auf Google maps zeigt, dass Porsche hier ein Testzentrum unterhält. Wir würden gerne auch ein paar Runden im Porsche auf einem zugefrorenen See drehen … Aber heute ist’s zeitlich einfach nicht mehr drin.








Kurz darauf kommen wir in Levi an. Und wir fühlen uns ein wenig an den Kulturschock erinnert, als wir seinerzeit in Norwegen nach Tagen in der Natur zur Mittsommernacht nach Bergen gekommen sind und dort auf einmal an jeder Ecke Party war. Gut, so extrem war es in Levi nicht. Aber die Flutlichtpisten, das internationale Publikum und die ganzen Restaurants und Apartments im Schweizer Stil sind eine andere Facette in Finnlands Norden als wir es die letzten Tage erlebt haben.