Es ist Sonntag morgen, die Sonne scheint, nach den kalten Wochen der letzten Zeit fühlt es sich endlich ein wenig nach Frühling an. Der April zeigte sich bisher eher von seiner frostigen Seite. Trotz allem stehen draußen in der Natur seit ein paar Tagen die ersten Bäume und Sträucher schon in voller Blüte. Genau die richtige Zeit also für die Apfel- und Kirschblüte am Bodensee. Obstplantagen gibt es rings um den Bodensee. Dort werden hauptsächlich Äpfel, Kirschen und Aprikosen angebaut. Die Bäume stehen meist in Reih und Glied aufgereiht, sodass sie gut zu ernten und effizient zu pflegen sind. Wir sind aber auf der Suche nach schönen, alten Streuobstwiesen, auch die gibt es noch am Bodensee. Dazu fahren wir heute an’s westliche Ende des Sees, genauer nach Sipplingen.
Dort verläuft zwischen Sipplingen und Ludwigshafen der Blütenweg. Auf einer Länge von gut 10 Kilometern schlängelt sich der Weg am Ufer des Sees entlang, steigt dann leicht an Richtung Hinterland und nach einer traumhaften Aussicht vom Haldenhof auf den unteren Teil des Bodensees bis hinüber nach Konstanz und die Schweiz, geht es wieder hinunter zum See nach Sipplingen. Die Wanderung endet am See, wo man seine Füße im 11 Grad kalten Wasser baumeln lassen kann oder man belohnt sich mit einem leckeren Eis am Seeufer.
Als wir am späten Vormittag in Sipplingen ankommen, sind die Parkplätze schon gut gefüllt und der Kampf um die letzten freien Parkplätze ist schon in vollem Gange. Das schöne Wetter lockt viele an den See, zum Fahrradfahren oder zum Wandern. Die ersten weißen Segelboote sind auch schon unterwegs auf der Suche nach etwas Wind. Gleich zu Beginn der Wanderung kommen wir an einer schönen Obstwiese vorbei. Urige alte Apfelbäume stehen verteilt auf einer ungemähten Wiese. Gelber Löwenzahn und blaue Vergißmeinnicht bilden einen schönen Kontrast zu den weißen Blüten der Apfelbäume. Der Weg steigt etwas an, immer am Ufer entlang. An den schönsten Aussichtspunkten stehen Bänke am Wegesrand, von denen man den Blick auf Sipplingen und den See genießen kann. Als wir um eine Kurve herum wandern erblicken wir Ludwigshafen mit dem alten Zollhaus am Hafen. Der Weg geht weiter durch kleinere Obstplantagen. An einigen Bäumen sind die Knospen noch nicht aufgegangen. Wir erfahren, dass aktuell nur die frühen Äpfel, Kirschen und Aprikosen schon am Blühen sind, für viele Apfelsorten ist es erst in nächster Zeit soweit. Das klingt vielversprechend für das kommende Wochenende.
Bei Ludwigshafen biegt der Weg ab und es geht in den Wald hinein. Im Sommer bei heißen Temperaturen sicherlich eine willkommene Abwechslung. Im April ist das Blätterdach noch sehr licht, die wenigen Blätter der Laubbäume leuchten in frühlingshaftem Hellgrün in der Sonne. War der Blütenweg vorne am Ufer noch recht stark frequentiert, wird es nun bedeutend ruhiger. Der Weg steigt stetig an, bis wir nach gut 20 Minuten auf einer Wiese wieder aus dem Wald heraus kommen. In der Ferne sehen wir einen Bauernhof ein Stück dahinter ein Gasthaus. Der Haldenhof scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Auch wenn er heute aufgrund der aktuellen Lage geschlossen hat und seine Speisen nur To Go anbieten kann, ist hier einiges los. Bei der Lage und dem Ausblick wundert es uns aber auch nicht.
Wir genießen kurz den Ausblick über den See, verlassen den Trubel schnell wieder und folgen weiter dem Blütenweg. Es geht wieder hinein in den Wald, der Pfad windet sich vorbei an der Ruine Hohenfels hinunter zum See. Unten am See laufen wir noch ein wenig am Ufer entlang. Man merkt deutlich, dass es an diesem Ende des Sees noch etwas ruhiger zu geht als in Lindau, Meersburg oder Konstanz.
Die Schlange am Eisstand ist uns dann doch etwas zu lang und so freuen wir uns einfach, dass wir ohne Maske und Gedränge am See sein können und genießen die Sonne und den Ausblick.