Die Vorzeichen stehen gut. Es ist Mitte September, Neumond und die Wettervorhersage für die nächsten Nächte könnte besser nicht sein. Immer noch ein wenig elektrisiert von unseren Sternennächten im August wollen wir auch im September wieder die Chance nutzen für ein paar faszinierende nächtliche Ausflüge in die Berge.
Unser erstes Ziel im September ist der Bodensee. Zugegeben, primär stand ein Besuch bei Freunden im Vordergrund. Aber als wir uns nachts auf den Rückweg machen hängt der Himmel voll von Sternen und wir sind spontan noch ein wenig durch das Hinterland zwischen Lindau und Friedrichshafen gefahren auf der Suche nach ein paar schönen Fotospots. Da wir in dieser Nacht nicht unbegrenzt Zeit zur Verfügung hatten, musste die Entscheidung ob ein Spot taugt oder nicht recht schnell fallen. Hatten wir im August primär Natur im Vordergrund gehabt, bietet sich hier in dieser Gegend eine Kombination aus Landschaft, kleinen Dörfern und dem Sternenhimmel an. Und so entstand dieses Bild, irgendwo im Hinterland von Kressbronn. Am Horizont sind noch gut die abstrahlenden Lichter vom Bodensee zu erkennen.
Die nächsten Nächte sollten auch wolkenlos bleiben. Das bedeutete wenig Schlaf, viel Spaß. In der Gegend rund um Füssen hatten wir uns im Voraus ein paar schöne Stellen ausgesucht. Und wo wir schon hier sind wollten wir uns die Gegend um die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau in Zeiten der allgemeinen Reisebeschränkungen einmal ganz entspannt ansehen. Wir sind wieder nachmittags losgefahren um rechtzeitig vor Ort zu sein und haben noch eine kleine Wanderung rund um den Alpsee eingeschoben. So leer, so verlassen hatten wir diese Gegend im September noch nie erlebt. Die gedrückte Stimmung mit den tief hängenden Wolken hat die fast schon einsame Atmosphäre noch weiter verstärkt. Es war richtig schön dort zu wandern, jedoch: die Wolkendecke wirkte sehr massiv. Und es hatte nicht den Anschein, als ob sie sich bis zum Einbruch der Dunkelheit noch auflösen würden.
Und so war es auch. Rund um die Berge blieben die Wolken dicht. Etwas weiter draußen im Alpenvorland konnten wir vereinzelt ein paar Sonnenflecke ausmachen. Also packten wir nach der Wanderung unsere Sachen und fuhren zum Hopfensee. Beim Blick zurück in die Berge waren diese immer noch in Wolken gehüllt, aber über der Wolkendecke zeichnete sich langsam die aufgehende Milchstraße ab. Mit dem See im Vordergrund war es eine wunderbare Stimmung.
Die Wolken kamen allerdings schnell näher und so war es ein eher kurzes Vergnügen. Da wir zu diesem Zeitpunkt noch keine App hatten um die Wolkendecke zu prüfen, sind wir auf gut Glück weiter an den Bergen entlang gefahren. Manchmal war die Sicht besser, manchmal steckten wir im tiefsten Nebel. Und gerade als wir durch den dicksten Nebel fahren, reißt er plötzlich auf und gibt einen klaren Blick auf die Milchstraße frei. Ein Parkplatz auf einem Alpenpass ist jetzt vielleicht nicht die stimmungsvollste Location um die Milchstraße zu fotografieren, aber wir wollten nicht viel Zeit verlieren. Die nächste Nebelwand wartete bestimmt schon hinter der nächsten Kurve.
Für den nächsten Tag war die Aussicht auf eine wolkenlose Nacht schon nicht mehr ganz so stabil. Und wie sich das Wetter in den Bergen im Vergleich zur Wettervorhersage verhalten kann, hatten wir ja erst gestern erfahren dürfen. Aber wir wollten noch ein paar schöne Stunden beim Wandern in den Bergen verbringen und sind nun Richtung Oberstaufen gefahren. Hier waren wir im Frühjahr schon beim Wandern gewesen. Und wir haben bei der Wanderung gleich noch einen Spot für Milchstraßenfotos gefunden, welchen wir uns für das nächste Jahr merken werden: den Hündlikopf.
Das Zentrum der Milchstraße soll heute im Westen gut zu sehen sein und das Panorama vom Dreiländerblick hinein in den Bregenzer Wald und dahinter in die Schweiz hat uns auf einer Wanderung im Frühling schon begeistert. Prinzipiell ein guter Aussichtspunkt. Aber beim Einsetzen der Dämmerung haben sich im Westen die ersten Wolken gebildet, die bis zur Dunkelheit nicht mehr weichen wollten, eher mehr wurden. Wir haben ein paar Bilder von der blauen Stunde und vom Sternenhimmel gemacht, aber aus dem gestrigen Abend haben wir gelernt, dass wir unter solchen Bedingungen etwas weiter weg von den Bergen eventuell mehr Glück haben könnten.
Und so haben wir uns auf den Weg gemacht, auf kleinen Sträßchen durch die Senken und Hügel des westlichen Allgäus. In den Tälern war häufig Nebel, auf den Hügeln war die Sicht manchmal gut, manchmal nicht, aber eigentlich nie so richtig gut. Bis wir eine kleine, abzweigende Straße bemerkt haben. Wir hatten keine Ahnung wo wir genau waren, haben die Gegend noch nie bei Tageslicht gesehen und wussten auch nicht so wirklich warum uns genau diese Straße in’s Auge gefallen ist. Aber wir wollten dieser Straße einfach ein bisschen folgen um zu sehen, was sich vielleicht ergibt. Und es hat sich gelohnt. Am Ende der Straße lag ein altes Bauernhaus, die Lichter in den Zimmern waren gerade noch an und beleuchteten in gedämpftem Licht die grüne Wiese rund um das Haus. Und darüber schimmerte ein annähernd perfekte Sternenhimmel. Zum Abschluss für unsere allgäuer Sternennächte für dieses Jahr war dies eines der vermutlich schönsten Sternenbilder, die wir dieses Jahr erleben konnten.
Und in der Ecke, ganz rechts oben, kann man bei genauem Hinsehen sogar noch ein wenig die Andromeda-Galaxie erkennen. Manchmal braucht man einfach ein wenig Glück …