In Queenstown gönnen wir uns ein leckeres Frühstück mit Ausblick auf den See. Nach und nach erwacht die Stadt und immer mehr Menschen sind am Ufer zu sehen. Dann gehen die ersten Bootstouren los. Für jeden Geschmack gibt es das passende Angebot: gemütlich mit dem Dampfschiff, etwas sportlicher mit einem Shotover-Boot oder noch schneller mit einem 2-sitzigen Rennboot, welches die Form eines Haifischs hat und dementsprechend tief im Wasser liegt. Immer nach dem Motto „schneller, verrückter, anders“ (was auch so ein bisschen die Maxime von Queenstown sein dürfte).
Entlang des Sees fahren wir Richtung Glenorchy. Der kleine Ort ist am Ende des Sees Wakatipu am Fusse der Berge gelegen. Die Küstenstraße dorthin ist recht kurvenreich, was manch einen ungeübten Fahrer etwas durcheinander bringt. Die Ausblicke auf den See und die Berge dahinter sind wunderschön. Neben der Straße gibt es schon blühende Blumen, im Hintergrund schneebedeckte Berge und dazwischen ein tiefblauer See. Man kann schon verstehen, dass Peter Jackson in diesem Fleckchen Neuseelands viele Szenen der Herr-der-Ringe und der Hobbit-Filme gedreht hat. Von Glenorchy aus starten auch zahlreiche Touren in den Mount Aspiring Nationalpark. Die Berge hinter Glenorchy liegen noch teilweise hinter den Wolken versteckt. Wind kommt auf und bläst stark von Westen herein. Die Szenerie wirkt dadurch leicht dramatischer, was aber leider auch dazu führt, dass wir nicht so weit kommen wie wir wollten. Wir fahren also wieder zurück nach Queenstown und von da an direkt weiter nach Wanaka, dem nächsten Ziel unserer Reise. Für die Berge um Wanaka haben wir uns schon einige Touren ausgesucht. Also nicht so wild, dass es in Glenorchy nicht geklappt hat. Dachten wir da noch… Aber der Reihe nach…
Auf dem Weg zwischen Queenstown und Wanaka liegt die Karawau-Brücke. Früher ging die Straße von Wanaka nach Queenstown über diese Brücke. Heute stürzen sich Wagemutige an einem Gummiseil in die Tiefen der Schlucht. Hier ist quasi die Geburtsstätte des Bungee Jumpings in Neuseeland zu fnden. Inklusive eines hippen Besucherzentrums.
Wir schauen dem Treiben eine ganze Weile zu. Wie sich die Mutigen elegant und die weniger Mutigen mit Geschrei in die Tiefe stürzen.
Nach Wanaka nehmen wir die aussichtsreiche Route über den Chrome Range Pass. Die Fahrt macht Spaß, die Straße schlängelt sich schnell den Berg hoch und am Aussichtspunkt ganz oben sieht man wunderbar die Berge um Queenstown und den See Wakatipu in der Ferne. Die Wolken ziehen schnell vorbei und malen schöne Muster auf die Berghänge.
In Wanaka angekommen fahren wir noch zum See und zum „berühmten“ Wanaka Tree, ein Baum, der schon seit gut 70 Jahren dort steht und in den letzten Jahren Dank Instagram und Social Media eine steile Karriere gemacht hat.
Wir fahren noch kurz beim lokalen Büro des Department of Conservation vorbei um uns über den aktuellen Zustand der Wanderwege in der Gegend zu informieren und uns für morgen eine passende Route auszusuchen. Wir hatten uns ja schon mal vorab informiert und ein paar Routen heraus gesucht. Der Roy’s Peak stand auf der Liste, der Rob Roy Glacier Walk, der Isthmus Peak und noch ein paar andere. Die meisten in der Nähe des Lake Wanaka oder im Mount Aspiring Nationalpark.
Das Feedback der Dame vom Department of Conservation war dann doch eher ernüchternd: der Rob Roy Glacier Walk wegen Steinschlags gesperrt, Roy’s Peak gesperrt weil die Schafe gerade Lämmer bekommen haben und an den meisten anderen Routen sieht’s ähnlich aus. Vor allem der Schutz der jungen Schafe wirkt sich auf viele Routen aus. Weswegen man in der Gegend um Wanaka eigentlich erst nach dem „Lambing“ sinnvoll wandern kann. In der Zeit von Oktober bis November werden hier wohl vermehrt Wege gesperrt, um den Tieren Ruhe für die erste Zeit mit ihren Jungen zu geben.
Aber es bleibt ja noch der Isthmus Peak und die Sawyer Hut. Die sind nicht gesperrt und bieten auch ganz gute Ausblicke, wenn, ja wenn das Wetter mitspielt. Und das sollte morgen wohl nicht so richtig der Fall sein. Zumindest wenn man nicht gerne bei Sturmböen und Starkregen in den Bergen herumlaufen will.
Wir haben noch ein bisschen Hoffnung der Art „so schlimm wird’s schon nicht werden“. Aber nun ja, die Warnungen der Wetter – App machten uns schnell klar: so schlimm wird’s schon werden.
Wir haben mittlerweile erfahren, dass dies um diese Jahreszeit nicht normal ist und wir einfach Pech haben an diesem Wochenende. Wandern ist gerade nicht drin. „Gut“ das wir in einem der Wandergebiete schlechthin sind, in dem es außer (grandioser) Natur nicht viel anderea gibt …
Also setzen wir uns in’s Auto und schauen uns die Gegend eben auf diese Art an. Und freuen uns an unserem Panorama-Dach, das zumindest für ein bisschen Frischluft-Feeling sorgt. Und Frischluft hat es draußen genug. Auf den Seen haben die Wellen weiße Schaumkronen, Bäume biegen sich im Wind, Äste liegen auf der Straße und als wir vom verregneten Wanaka Richtung Lindis Pass fahren (der weiter im Landesinneren liegt) kommen wir auch noch an einem kleinen Sandsturm vorbei.
Immer wieder liegen abgebrochene Äste am Wegrand, Gras und Gestrüpp das über die Straße weht. Wir halten ab um zu kurz an um Fotos zu machen. Die schnell vorbei ziehenden Wolken verändern die Landschaft im Sekundentakt. Als wir mal auf einem geraden Stück Straße mit knapp 80 km/h vor uns hin fahren, werden wir gefühlt von den Schatten der vorbeiziehenden Wolken überholt. Wir bleiben erst einmal im Auto und fahren einfach weiter.
Zurück in Wanaka fahren wir nochmals kurz zum See und bereiten dann die nächsten Tage vor.