Nach starkem Regen in der Nacht klart es in der Früh auf. Der Wetterbericht hat nach den Gewittern des Vorabends einen sonnigen Tag vorausgesagt. Wir fahren also ein zweites Mal in das hintere Martelltal. Nachdem wir vorgestern bereits in die Plima Schlucht gewandert sind wollen wir heute die Wanderung zur Marteller Hütte gehen.
Zunächst geht es über einen breiten Schotterweg bergauf zur Zufallshütte. Überall rauschen Wasserfälle und kleine Bäche, die die Hänge rechts und links hinabfliesen. Sie führen richtig klares Wasser, dem man die eisige Kälte fast schon ansieht. Eine kurze Pause legen wir nochmals bei der Hängebrücke ein, die uns vor zwei Tagen schon fasziniert hat. Von der anderen Seite der Schlucht blickt man auf die Brücke und hat direkt den Wasserfall dahinter.
Bei der Zufallshütte steht ein kleines Kirchlein. Die Zufallshütte bekommt gerade einen Anbau und könnte durchaus auch einmal eine Option für eine Nacht in den Südtiroler Bergen sein. Merken wir uns jedenfalls. Nach der Hütte geht es über einen felsigen Weg bergan. Auf der nächsten Hochebene entdecken wir die alte Staumauer. Aus groben Steinen gebaut, hat sie Jahrzehnte überdauert, mit einem Durchfluss für den Bach – faszinierend, wie diese in die Landschaft integriert ist.
Hinter der Staumauer wird die Landschaft karger und rauher. In der Ferne ragen die Felsen auf mit ein paar kleineren Gletschern. Wir gehen ein Stück in das Tal hinein bis es links weiter über einen Steig den Berg hinauf geht. In Serpentinen führt der Weg über Felsen treppenartig hinauf (lange Beine zahlen sich aus…). Der Weg ist gut markiert und nach der letzten Kurve ist die Marteller Hütte schon in Sicht.
Hinter der Marteller Hütte blickt man auf die Gletscher und die Wasserläufe, die die Hänge hinab fliesen und jetzt zum Greifen nah wirken. Es geht ein eisiger Wind und man braucht hier oben auf knapp über 2600 Meter dann doch bald eine Jacke.
Die Marteller Hütte ist bewirtet und wir ergattern eine schöne Bank mit Aussicht. Zur Stärkung gönnen wir uns leckere Speckknödel. Dazu eine kühle, fruchtig süße Apfelschorle. Perfekt.
Über den Gletscherpfad gehen wir anschließend hinter der Marteller Hütte nochmals kurz bergan, dann führt der Weg weiter am Fuße des Gletschers (also früher war hier einmal Gletscher, heute braucht man dafür eher ein Fernglas). Auf der Hochebene ist die Vegetation nochmals anders, wenige Blumen, viele Wasserläufe, immer wieder kleine Brücken. Ein toller Weg, der sehr gut machbar ist. Hinunter zur alten Talsperre geht’s über einen Steig entlang des Wasserfalls. Hier ist mehr Schotter, die ein oder andere höhere Stufe, ansonsten geht es wieder Serpentinenartig hinab.
Eine wunderschöne Wanderung geht zu Ende. Unsere Füsse freuen sich nun auch, dass sie aus den Wanderschuhen heraus dürfen. Wir fahren die kurvenreiche Straße wieder hinaus aus dem Marteller Tal, vorbei am türkisblauen Stausee, nehmen nochmals ein paar Erdbeeren mit und fahren Richtung Val Mustair zu unserem nächsten Übernachtungsort.
Abends machen wir noch einen Abstecher hinauf nach Livigno. Durch einen einspurigen Tunnel führt die Mautstraße vom Val Mustair in den Wintersportort. Im Sommer ist hier das Eldorado für Mountainbike Fans. Zudem ist Livigno zollfreie Zone. Ja, kaum zu glauben, aber mitten in Italien kann man hier alles zum halben Preis kaufen – vom Luxus Mountainbike über das Topfset bis zum Parfüm. Der Ort ist gut besucht, vor allem bei Sportlern. Definitiv eine Gegend die wir ein anderes Mal genauer erkunden wollen. Dann auch mit dem Mountainbike.