Wir sind wieder zurück in einer unserer Lieblingsunterkünften, die „Bewegte Berge“ in Saalfelden.
Vor zwei Monaten sind wir schon einmal zum Wandern hier gewesen und haben die ersten Tage nach dem Lockdown in den Bergen genossen. Die Blumenwiesen haben herrlich geblüht und die Sonne hat sich von ihrer besten Seite gezeigt. Da wir nicht alle Touren gehen konnten, sind wir nun ein zweites Mal im diesem Jahr hier. Es wird ein ungewöhnlich entschleunigter Aufenthalt werden.
Freitag morgen. Vor zwei Wochen sind wir am Genfersee gewesen und haben die gefühlt ersten richtigen Sommertage diesen Jahres genießen können. Bei Temperaturen weit über 30 Grad sind wir durch die Weinberge des Lavaux gewandert, haben uns Städte wie Lausanne und Montreux angesehen und sind, um der Hitze etwas zu entkommen, in’s Schweizer Jura gefahren.
Und nun: Regen trommelt auf das Dachfenster unseres Schlafzimmers. Mal mehr, mal weniger, immer konstant ohne Pause. Nicht gerade das erhoffte Wanderwetter. Zudem zeigt das Thermometer um die 10 Grad an, die Schneefallgrenze soll in den nächsten Tagen nachts stellenweise unter 2000m … es ist August. Wo ist nur der Sommer hin?
Bad Gastein
Die geplante Tour fällt somit buchstäblich ins Wasser. Gegen Nachmittag klart es etwas auf und wir machen einen Ausflug nach Bad Gastein. Der ehemals mondäne Kurort zeigt sich heute mit zwei Gesichtern. Die eine Ortshälfte ist bereits größtenteils modernisiert und die altehrwürdigen Hotels stehen stolz am Berg. Geteilt durch einen Wasserfall mitten im Ort, ist die linke Hälfte des Orts noch am Renovieren und Sanieren. Einige Hotels und Häuser sind hinter Gerüsten und Bauzäunen versteckt. Andere stehen einfach leer und warten auf ihre Zeit. Zum Teil sieht man an den abgerissen Wänden noch Lichtschalter, die Muster alter Tapeten oder Fliesen der früheren Hotels. Der leicht morbide Charme des Bergdorfs wird durch das Wetter noch verstärkt. Irgendwie ein spannender Kontrast: Der Luxus vergangener Zeiten und das Verfallene in der Gegenwart.
Vor langer Zeit war Bad Gastein einer der mondänsten Kurorte Europas, bekannt für seine Thermalquellen und seinen Luxus. Die Hotels sind noch Zeugen dieser Ära. In einem Schaufenster hängt ein T-Shirt, auf dem Bad Gastein in einer Liste mit St. Moritz, Aspen und Monaco erwähnt wird. Klingt jetzt vielleicht ein wenig weit hergeholt. Aber wenn man sich die Geschichte des Ortes ansieht, ist da aber durchaus etwas Wahres dran. Einer der Gründe, warum Bad Gastein Mitte des letzten Jahrhunderts nicht mehr an seine frühere Rolle anknüpfen konnte: die Urlaube in der Region verlagerten sich vom Sommer in den Winter und viele der Hotels hatten keine ausreichend dimensionierten Heizmöglichkeiten. Nun wird gerade fleißig an der Renaissance des Orts gearbeitet.
Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher zum Mitterberg Gasthof. Der Gasthof liegt hoch über dem Zeller See, gegenüber von Zell am See. Zumindest eine kleine Wanderung wollen wir noch machen. Von hier oben hat man einen schönen Blick über Zell am See und die umliegenden Berge. Das beste: Man kann mit dem Auto bis hier hoch fahren. An schönen Tagen gibt es einige Wanderungen vom Wanderparkplatz neben an. Heute ist kein so richtig schöner Tag. Von den gegenüber liegenden Bergen sehen wir den Regen zu uns herüber ziehen. Immerhin konnte man mit dem Auto hier hoch fahren.
Den Tag lassen wir am Klammsee bei Kaprun ausklingen. Der See liegt am Eingang des Kapruner Tals bei der Sigmund Thun Klamm. Die Bergspitze des Kitzsteinhorns schimmert für einen Moment in frischem Weiß zwischen den Wolken durch. Die tief hängen Wolken tauchen den See in eine fast mystische Stimmung.
Eine Einsiedelei, eine Berghütte und ein Bergdoktor
Den heutigen Morgen beginnen wir genauso entschleunigt wie den gestrigen. Immer untermalt vom trommelnden Regen des Dachfensters. Wir hören Musik, lesen Bücher … und planen Urlaub. Immerhin haben wir noch zahlreiche unverbrauchte Urlaubstage und es ist immerhin schon August. Da will der Herbst noch exzessiv genutzt werden. Nur wohin?
Wir unterbrechen die Urlaubsplanung wegen spontanem Sonnenschein. Ziemlich unterwartet strahlt Sonne durch das Dachfenster. Von dem wir vor Kurzem erst vernommen hatten, dass das Trommeln der Regentropfen aufgehört hat. In der Nähe von Saalfelden gibt es eine Einsiedelei. Eigentlich geplant für eine kurze Tour bei Sonnenuntergang nutzen wir das nachmittägliche Sonnenloch nun. Der Aufstieg geht schnell, wir sind ja top ausgeruht. Als wir oben ankommen, scheint immer noch die Sonne. Die Einsiedelei besteht aus einem Wohngebäude, welches in den Fels gebaut ist und einer kleinen Kapelle. Die Liste der Einsiedler zeigt, dass die Verweildauern der Einsiedler in den letzten Jahren eher kurz waren. Am Ausblick auf das Saalfelder Becken wird es sicherlich nicht gelegen haben. Der ist traumhaft.
Wir fahren weiter nach Leogang. Der Himmel zieht wieder ein wenig zu, aber für eine zweite schnelle Wanderung sollte es noch reichen. Das Ziel ist der Sinnlehenhof oberhalb von Leogang. Wir stellen unser Auto im Dorf ab und laufen los. Auf breiten Wegen geht es durch Wiesen und am Ende auf einem Pfad leicht ansteigend durch ein kleines Waldstück. Der Hof liegt schön auf einer Anhöhe, mit Blick auf die wolkenverhangenen Leoganger Steinberge und zurück nach Saalfelden. In der Ferne können wir die Einsiedelei erkennen. Und für einen kurzen Moment taucht die Peter Wiechentaler Hütte vor dem Steinernen Meer aus den Wolken auf. Der eigentliche Grund für unser Wochenende hier in Saalfelden.
Wieder zurück im Auto beschließen wir, einfach noch ein wenig durch die Gegend zu fahren und die Landschaft zu erkunden. So haben wir schon einiges vom Pillerseer Tal gehört. Von Leogang aus nur ein Katzensprung entfernt. Und von dort ist es wiederum nur ein zweiter Katzensprung bis Ellmau am Wilden Kaiser. Rund um Ellmau liegen die Drehorte der Fernsehserie „Der Bergdoktor“. Und da selbst Google Maps die Praxis des Bergdoktors kennt, wollen wir uns diese gleich einmal in Echt ansehen.Wir sind offensichtlich nicht die einzigen, die diese Idee haben. Direkt neben der Praxis befindet sich ein kleiner Parkplatz. Irgendwie ist’s ein wenig kitschig, irgendwie aber auch lustig.
Winkelmoss Alm
Der letzte Tag beginnt wieder mit dem schon gewohnten Trommeln der Regentropfen auf das Dachfenster. Es scheint etwas leichter zu sein als die Tage zuvor. Vielleicht ist es aber auch einfach nur der Gewöhnungseffekt. Ein Blick aus dem Fenster zeigt die Bergspitzen unter einer frischen Schicht Neuschnee. Wir suchen uns eine kurze Wanderung, die nicht sonderlich hoch hinauf geht. Auf der Winkelmoos Alm werden wir fündig. Einer der dunkelsten Orte Deutschlands. Hier wollen wir einmal nachts zum Fotografieren herkommen. Jetzt schauen wir’s uns erst einmal bei Tag an. Das Wetter und die Stimmung könnte man wohlwollend als „Moody“ bezeichnen. Wir ziehen uns entsprechend an und laufen los. Immer nur bei Sonnenschein zu wandern ist ja auch langweilig. Und so gewöhnen wir schon einmal an die bevorstehenden Wandererlebnisse unseres potentiellen Herbsturlaubs.
Auf der Heimfahrt machen wir noch einen kleinen Abstecher an den Chiemsee, besichtigen das Kloster Seeon und besuchen Freunde. Die Wettervorhersage für das nächste Wochenende verspricht besseres Wetter. Das wollen wir nutzen. Und haben auch schon einen sehr konkreten Plan dafür…
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