Es ist mittlerweile Ende Juli 2022. Von der Covid 19 Geschichte, die wir uns in Norwegen eingefangen hatten, haben wir uns wieder ganz gut erholt. Wie in Teil 1 unseres Jahresrückblicks beschrieben, mussten wir die Reise durch den Süden Norwegens deswegen nach gut einer Woche schon wieder abbrechen. Die Touren zur Trolltunga, zu den Wasserfällen des Husedalen und weitere mussten wir verschieben. Wir haben den Vorsatz gefasst, Norwegen in Zukunft auch einmal im Herbst zu besuchen. Wenn sich das Laub verfärbt, die Sonne tiefer steht und auch auf den höheren Routen kein Schnee mehr liegt. Aber für diesen Herbst haben wir erst einmal andere Pläne.
Nun ja, zugegeben, zu diesem Zeitpunkt haben wir lediglich recht unkonkrete Pläne vorzuweisen. Wir haben noch einige Wochen Urlaubszeit übrig für dieses Jahr. Diese wollen wir eher im Süden Europas verbringen. Nicht so ganz im Süden, aber immerhin am Meer und irgendwie doch sehr verlockend, liegen die Bretagne und die Normandie. Eine Route für zwei Wochen ist schnell gebastelt, die Stops in Mont St Michel und St. Malo sind so getimed, dass wir passend zu einer Springflut dort sind. Und dann, kurz bevor es losgehen sollte, versinkt die Bretagne im Regen. Also, schnell umplanen. Frankreich bleibt gesetzt, allerdings dann doch lieber der warme und sonnenstabilere Süden des Landes. Die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur kennen wir schon gut, also weiter in den Westen, Richtung Pyrenäen und an die spanische Grenze. Eines schönen Tages machen wir uns auf den Weg … und landen unverhofft für lediglich ein Wochenende am Genfer See in Nyon. Frankreich muss warten … kommt danach.
Und danach: zwei Geschmacksrichtungen italienischen Urlaubs. Die erste Reise bringt uns in die Toskana. Mehr als 10 Jahre nach unserer letzten Reise in diese Region zieht es uns in’s Val d’Orcia, in’s Chianti und am Ende sogar für einen lauen Sommerabend in’s Mekka des Tourismus, nach Pisa auf die Piazza dei Miracoli. Wir beenden diese Reise mit einem kurzen Aufenthalt in den Bergen des Engadins.
Unsere letzte Reise des Jahre sollte uns in die Berge Südtirols bringen. Zur Zeit der herbstlichen Lärchenfärbung nisten wir uns in der Nähe von Meran ein und erkunden die Gegend rundherum. Und auch am Ende dieser Reise: nochmals ein ganz kleines Stückchen Engadin.
Unsere Erlebnisse des ersten Halbjahrs 2022 mit den Reisen zur Tulpenblüte nach Holland, unseren Tagen im Berner Oberland und dem gekürzten Trip nach Norwegen findet ihr in Teil 1 von Das war 2022 – Von Trollstigen bis Col du Tourmalet.
Nun aber zu den Reisen des zweiten Halbjahrs und der Aufklärung, warum unsere Reise nach Südfrankreich schon mit einem Wochenende am Genfer See ein vorläufiges Ende fand
Nyon – Scherben bringen Glück. Oder doch nicht?
Wie oben im Text schon kurz angedeutet, fiel unser Plan mit der Rundreise durch die Normandie und die Bretagne spontan in’s Wasser. Folglich haben wir unsere Reisepläne kurzfristig ändern müssen und uns Regionen Frankreichs ausgesucht, in denen wir bisher noch nicht gewesen sind, die wir aber schon immer sehr reizvoll fanden bzw. auch Regionen, die wir bisher gar nicht so richtig auf dem Schirm hatten, uns aber als Geheimtipps empfohlen wurden. Welche Regionen dies genau waren, gibt’s etwas weiter unten zu Lesen.
Unsere Frankreich-Reise beginnt an einem sonnigen Freitag Nachmittag. Wir machen uns mal wieder auf den Weg an den Genfer See, unserer ersten Station gen Südfrankreich. Bereits im letzten Jahr haben wir ein paar sonnige Tage in Lausanne und Montreux verbracht. Leider waren diese so sonnig und warm, dass unser Auto ein Problem mit der Kühlung bekommen hat, weswegen wir seinerzeit einen Vormittag auf einer schweizer Autobahnraststätte nahe Montreux verbringen durften und die restlichen Tage etwas unentspannt durch die Gegend gefahren sind. Letztlich haben wir unser Auto mit viel Fingerspitzengefühl und geschmeidiger Fahrweise wieder zurück nach Deutschland gebracht, wo es dann in einer Werkstatt entsprechend versorgt wurde. Trotz der Komplikationen hatten die Tage dort ihren gewissen Charme, wie ihr auch hier nachlesen könnt.
Warum wir das hier alles schreiben, wo’s doch schon mehr als ein Jahr her ist und dann zudem noch eine nicht so prickelnde Erfahrung war?
Wie gesagt, wir waren wieder einmal auf dem Weg an den Genfer See. Neues Auto, neues Glück. Bis uns das Reise-Glück auf der Autobahn kurz nach St. Gallen erst einmal wieder ein bisschen im Stich gelassen hat. Ein kleiner Stein, ein kurzes Knacken in der Frontscheibe und ein mittelprächtiges Loch in der Scheibe mit Kratzern, die sich sternförmig davon ausbreiteten warf spontan die Frage auf: Weiterfahren? Bis in die Pyrenäen? Auf potentiell rumpeligen Passstraßen
Ein Boxenstopp in der nächsten Autowerkstatt gab die Antwort: Nein.
Zum Glück war es früher Freitag Nachmittag. So konnten wir gleich für Dienstag in einer Werkstatt bei uns zu Hause einen Termin zum Scheiben-Wechseln vereinbaren und das Ganze direkt mit der Versicherung klären. Aber deswegen direkt wieder umkehren, das Wochenende zu Hause verbringen und dort auf die neue Frontscheibe warten? Auch doof. Und so sind wir mit etwas lädierter Scheibe weiter an den Genfer See gefahren, haben das Auto mit Fingerspitzengefühl geschmeidig über schweizer Straßem manövriert und konnten so ein Wochenende am Genfer See erleben. Mit einem Tag in Genf, einer Wanderung durch die Weinterrassen des Lavaux und einer Heimfahrt auf kleinen Straßen quer durch die Schweiz.
Ein paar Eindrücke unseres etwas unfreiwilligen Wochenendes am Genfer See findet ihr in dem Artikel Ein Tag in Genf.
Frankreich – Passstraßen in den Pyrenäen
Nachdem wir Dienstag Nachmittag nach einem super schnellen Scheiben-Wechsel (vielen Dank und großes Kompliment an unsere Werkstatt hier zu Hause) unser Auto aus der Werkstatt abholen konnten, haben wir direkt unsere Sachen wieder in’s Auto gepackt und sind noch am gleichen Abend losgefahren. Unser Ziel für den Abend: Der Genfer See. Beim dritten Versuch sollte es ja hoffentlich ohne Probleme klappen. Und so war es auch.
Nyon war dieses Mal nur ein kurzer Übernachtungsstopp. Die Fahrt in die Pyrenäen führte uns vorbei an Städten wie Avignon und Nîmes, mit einem kurzen Abstecher in die Camargue mit ihren Salinen und weißen Pferden.
Ein lange gehegtes Wunschziel war Carcassonne. Wenn auch mittlerweile sehr touristisch, so ist die Festungsstadt doch immer noch beeindruckend. Auch die Gegend rund um Carcassonne hat viel zu bieten. Klöster, Burgen und den Canal du Midi. Und als wir abends wieder in Carcassonne zurück waren, hatten wir hier unseren ersten, geplanten Mondaufgang fotografiert. Und nicht nur der Mond schien über den Zinnen der Festungsstadt. Durch Zufall konnten wir am letzten Tag noch die illuminierten Festungsmauern bewundern, mit einer mittelalterlichen Lightshow im Innenhof des Schlosses in der Szenen aus der Vergangenheit Carcassonnes dargestellt wurden. Und es sollte nicht das letzte „Lichter Festival“ des Urlaubs werden.
Südfrankreich ganz ohne Mittelmeer? Geht eigentlich auch nicht. Um zumindest ein bisschen Meer zu sehen und zu riechen sind wir für einen Tag an die Mittelmeerküste gefahren. Und konnten so, mit der Route des Crêtes, gleich die erste Passstraße auf dem Weg in die Pyrenäen unter die Räder nehmen. Etwas inspiriert vom Magazin „Curves“ sollten in den nächsten Tagen noch einige weitere kurvige und aussichtsreiche Straßen folgen.
Von der spanischen Grenze am Mittelmeer führte uns unser Weg nun durch das Land der Katharerburgen hinein in die Pyrenäen. Über unzählige Kurven (die wir in einem eigenen Artikel ausführlicher beschreiben werden) sind wir nach Lourdes gefahren. Ursprünglich lediglich als Ausgangspunkt für einen Tag in den Pyrenäen gedacht, war es doch ein spannendes Erlebnis Lourdes als Wallfahrtsort kennen zu lernen. Die Kirchen und Kathedralen sind durchaus beeindruckend, der finanzielle Aspekt des Ganzen ist dann aber doch auch ein wenig fragwürdig. Das Hauptziel des Tages war der Col du Tourmalet, häufig schon ein Etappenziel bei der Tour de France und der am weitesten entfernte südliche Punkt unserer diesjährigen Roadtrips. Und laut Google Maps ziemlich genau 3.000 km entfernt von unserer nördlichsten Passstraße des Jahres, dem Trollstigen.
Nach den Erlebnissen in Lourdes und den Pyrenäen war unser nächstes Ziel das Perigord. Und das war echt richtig schön. Diese Gegend hatten wir bisher noch nicht so richtig auf dem Schirm, hatten aber kurz vor unserer Reise noch diesen Tipp bekommen. Und es hat sich richtig gelohnt. Kleine Dörfer am Ufer der Dordogne, die wirken, als ob sie an die steilen Berghänge geklebt wurden. Burgen und Schlösser mit wunderschönen Gärten. Und als i-Tüpfelchen waren wir ausgerechnet an einem Wochenende in Sarlat-la-Canéda, in dem die Innenstadt mit tausenden von Kerzen illuminiert wurde. Wir bekamen so langsam den Eindruck, dass sich unser Reiseglück wieder etwas eingroovt.
Mit einem Zwischenstopp in Albi und seiner wunderbaren Kathedrale, haben wir uns dann auf den Heimweg gemacht. Es war gerade die Zeit der Weinlese und so haben wir noch kurz im Burgund vorbei geschaut.
Durch die etwas zeitnahe Vorbereitung und die ganze Spontanität während der Reise haben wir zwar viel gesehen und auch ein paar nette Bildchen gemacht, aber es kam nie so richtig Erholung rein (sofern man bei unseren Reisen von Erholung sprechen kann). Eine größere Reise hatten wir dieses Jahr noch vor uns. Und hatten dabei schon ein wenig mehr auf Erholung und Entspannung gehofft. Die letzten Reisen waren ja eher durchwachsen. Ob’s geklappt hat, zeigt euch gleich der nächste Abschnitt.
Vom Verlauf unserer Frankreich-Reise könnt ihr euch in diesem und den folgenden Artikeln inspirieren lassen.
Toskana – Ein Wiedersehen nach etlichen Jahren
Die Toskana. Sicherlich seit Langem kein Geheimtipp mehr. Und doch eine der schönsten Regionen Italiens. Eine solche Mischung aus Städten, Kultur und Landschaft findet man in dieser Konzentration nicht allzu oft. Und eine Facette, die häufig übersehen wird und der wir uns gleich am ersten Tage auf unserer Fahrt in die Toskana gewidmet haben, ist der Motorsport. Gut, Modena liegt jetzt nicht unbedingt in der Toskana, aber eine Besichtigung der Museen von Lamborghini und Ferrari hat doch auch etwas mit italienischer Geschichte zu tun.
Nach diesem sportlichen Einstieg ging es eher klassisch weiter. Ein Abstecher führte uns nach Perugia in Umbrien bevor wir dann in’s Val d’Orcia abgebogen sind. Im Val d’Orcia selbst waren wir dann eher klassisch unterwegs, haben uns Orte wie Montepulciano, Montalcino und Pienza angesehen. Waren aber auch viel auf Nebenstraßen unterwegs und haben uns nicht nur die „typischen“ Toskana-Sehenswürdigkeiten gegeben sondern auch Gärten und Klöster abseits der „Hauptstraßen“.
Ohne Siena ging es dann doch nicht ganz. Auch wenn wir schon oft dort gewesen waren. Einen Abend haben wir doch wieder hier verbracht. Für uns ist die Stadt einer der Höhepunkte der Toskana. Florenz hatten wir ebenfalls schon ein paar Mal besucht, hatten es aber bei dieser Reise nicht auf dem Plan. Dafür sind wir nach ein paar Tagen auf einem Weingut im Chianti gen Lucca gefahren. Von Lucca aus ist es nur ein Katzensprung nach Pisa. Und so sind wir eines Abends spontan auf der Piazza dei Miracoli gelandet. Wie es zu erwarten war mit unzähligen hilfsbereiten Menschen, die, zumindest für ein Foto, den schiefen Turm von Pisa stützen wollen. Zufällilgerweise waren wir genau 4 Wochen nachdem wir in Carcassone gewesen waren nun hier in Pisa. Und der Mond ging dieses Mal genau hinter dem schiefen Turm auf. Glück ahoi.
Von Lucca aus ging es auf den Heimweg. Und für den Rückweg hatten wir uns noch eine Übernachtung in der Nähe von St. Moritz im Engadin ausgekuckt. Die gerade einsetzende Lärchenfärbung war das Ziel. Es war zwar noch etwas früh und somit immer noch ein wenig grün in den Nadeln der Lärchen vorhanden, aber für einen ersten Eindruck war es schon mal sehr gut. Und wir sollten ja immerhin ein paar Wochen später nochmals in die Gegend kommen.
Was wir so in der Toskana erleben konnten, gibt’s in diesem und den folgenden Artikeln zum Nachlesen.
Südtirol – Wandern in Herbstfarben
Es ist Zeit für die letzte Reise des Jahres. Nummer 10 führt uns nach Südtirol. Im Fokus: Entspannung. Wandern. Und die Lärchenfärbung im südtiroler Herbst. Nach einem kleinen Vorgeschmack zu goldenen Lärchen im Engadin hatten wir uns in Südtirol für paar aussichtsreiche Wanderungen mit potentiell herbstlich gefärbten Nadelbäumen ausgesucht. Um die Wahrscheinlichkeit für den „richtigen“ Farbton zu erhöhen, hatten wir uns eine Auswahl an Wanderungen in unterschiedlichen Höhenlagen zurecht gelegt. Die höchste Wanderung, auch wenn sie nicht so wirklich hoch war, aber Wanderungen oberhalb der Baumgrenze sind eher ungewöhnlich wenn man Lärchen fotografieren will, führte uns in’s Ultental. Am Ende des Tals gibt es ein paar Seen zwischen denen man wunderbar wandern kann. Als wir früh morgens dort ankamen zeigte das Thermometer gerade knapp über 0 Grad an. Der Nachtfrost der letzten Nächte hatte den Nadeln hier dann auch bereits ziemlich zugesetzt. In höheren Lagen war von der goldenen Pracht nicht mehr allzu viel zu erkennen, lediglich die Gerppe der Bäume zeichneten sich gegen die leicht verschneiten Bergspitzen ab.
Anders sah es auf der Seiser Alm aus. Ein paar 100 Höhenmeter tiefer gelegen, ein paar Grad wärmer und es gab hier noch einige Lärchen, die in leicht rötlichem Gold in der Herbstsonne geglänzt haben. Vor dem Panorama von Lang- und Platkofel hatten wir eine wunderschöne Wanderung in der warmen Herbstsonne.
Und noch etwas tiefer, auf dem Saltener Plateau war es eine bunte Mischung aus goldgelb gefärbten Lärchen und manche hatten noch einen leichten Grünstich im Nadelkleid. Der Weg führte uns einmal entlang der Hochebene, auf einfachen Wegen zwischen Pferdekoppeln mit Haflingern durch.
So konnten wir also in sonnigem Wetter noch ein paar schöne Touren gehen und hatten am Ende dieses turbulenten Reisejahres doch noch zumindest ein paar entspannte Tage in Südtirol gehabt.
Mehr zu unseren Tagen in Südtirol findet ihr in diesen Artikeln.
Jetzt ist es mittlerweile schon fast Mitte 2023. Was die Reisen angeht war das letzte Jahr turbulent, manchmal chaotisch und hektisch aber auch recht erlebnisreich. Nun stehen die nächsten Reisen an. Einige mussten wir bereits wieder stornieren, andere sind grob geplant. Und wir sind schon sehr gespannt, wo es uns dieses Jahr hin verschlagen wird. Wir sind momentan noch relativ planlos und offen für vieles … was vielleicht auch nicht die schlechtesten Voraussetzungen sein müssen. Wir werden sehen …